„Im Gegenteil, in den letzten Jahren war ich manchmal nahe dran, zu sagen: ‚Ich bin doch nicht auf dieser Welt, um Romane zu schreiben.’ Mir ist es ernst, wenn ich feststelle, dass ich aus purem Zufall Romane geschrieben habe, eben weil ich nun einmal am Leben bin, und nicht umgekehrt. In erster Linie kommt es doch darauf an, das einem nur ein einziges Mal gegebene Leben gut zu leben, wohingegen es mir nebensächlich erscheint, dass ich währenddessen Romane geschrieben habe.“ (S. 303f.)
Unter den frühen Werken, die im Sinne der Shirakaba-Bewegung die Befreiung des Individuums und Entfaltung der Persönlichkeit thematisieren, nimmt „Das Verbrechen des Han“ eine besondere Stellung ein: Ein chinesisch-stämmiger Zirkusartist tötet während seines Auftritts mit einer Messer-Vorführung seine Partnerin und Ehefrau. Ob die Tat bewusst, unbewusst oder dem Zufall geschuldet ausgeführt wurde, kann Han selbst nicht beurteilen. Auf die japanische Jugend, weiß Edith Rau im Nachwort zu berichten, wirkte die Erzählung wie ein Aufruf zur Auflehnung, bevor man im Mief des Alltags ersticken würde.
1917 scheint Shigas Versöhnung mit seinem Vater Auswirkungen auf sein Sujet gehabt zu haben: Die Themen werden harmonischer. Dennoch werden auch weiterhin vor allem grundlegend menschliche Gefühle wie Liebe, Einsamkeit und die Angst vor dem Tod thematisiert. Da Shiga, der der japanischen Tradition der Ich-Erzählung treu war und daher primär eigene Erfahrungen literarisch umsetzte, darf man annehmen, dass eine Ehefrau keinen Spaß mit ihm hatte: Der einen oder anderen Geisha scheint er verfallen zu sein und sich diverse außereheliche Affären geleistet zu haben – so zumindest die Protagonisten einiger seiner Erzählungen.
Bibliographische Angaben:
Shiga, Naoya: „Erinnerung an Yamashina“, Volk & Welt, Berlin 1986
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