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Sonntag, 6. Januar 2013

„Der letzte Shogun“ von Ryotaro Shiba

Yoshinobu Tokugawa, das war „Der letzte Shogun“ Japans. Ryotaro Shiba schildert in seinem historischen Roman die Jugend, den Aufstieg und den Fall des Herrschers, der sich bereits im Alter von 33 Jahren wieder von der politischen Weltbühne verabschiedete.

Yoshinobus Vater, Nariaki Tokugawa, Fürst von Mito, setzte große Erwartungen in seinen siebten Sohn Yoshinobu. Yoshinobu wurde daher streng nach Samurai-Tradition erzogen. Da er als Siebtgeborener keinen Erbanspruch auf Mito geltend machen konnte, stimmte sein Vater einer Adoption durch das Haus Hitotsubashi zu. Das Ziel des Strategen, Yoshinobu vom Shogun zum Nachfolger ernennen zu lassen, rückte damit näher.

Yoshinobu zeichnete sich vor allem durch seine schnelle Auffassungsgabe aus und war dadurch mit vielfältigen Talenten gesegnet. Shogun Ieyoshi war angetan von dem cleveren Burschen, obwohl dessen Vater Nariaki als unangenehme Person bekannt war. Doch bevor Ieyoshi die Erbfolge regeln konnte, verstarb er und sein Bruder Iesada wurde 13. Shogun Japans. Ryotaro Shiba schildert Iesada als geistig zurückgeblieben – schlechte Umstände für die Verhandlungen mit Matthew C. Perry, der mit seiner Flotte Druck auf Japan ausübte, um die Öffnung des Landes zu erzwingen.

Als Ieyoshi kinderlos starb, hatte er den minderjährigen Iemochi als Nachfolger eingesetzt. Yoshinobu wurde zum Vormund ernannt und damit zu einem der mächtigsten Männer Japans. Doch die Zeitumstände waren chaotisch: Die Nationalisten forderten vehement die Vertreibung der Fremden, während Yoshinobu klar war, dass sich Japan über kurz oder lang öffnen musste. Durch allerlei Tricks versuchte er sich durchzulavieren und sich zudem gegenüber feindlichen Fürstenhäusern und herrenlosen, radikalen Samurai zu behaupten.

Als Shogun Iemochi überraschend starb, stand niemand anderes als Yoshinobu als Nachfolger zur Verfügung. Er weigerte sich zunächst, da er das Shogunat als veraltet erachtete, nahm die Nachfolge dann jedoch an. Schließlich beendete er das Shogunat der Tokugawa, als er 1867 die Regierungsgewalt an den Kaiser zurückgab. Die Meiji-Restauration setzte damit ein.

Ryotaro Shiba beschreibt Yoshinobu als herausragenden Mann mit scharfem Verstand und rhetorischen Fähigkeiten, die ihresgleichen suchten. Dennoch wird einem der Kerl einfach nicht sympathisch. Wohl weil er zu selbstbewusst wirkt, dennoch eine Fehleinschätzung nach der anderen trifft und sich wie ein Wendehals aufführt. Mich hätten statt der Hymnen auf Yoshinobu noch mehr die Zeitumstände interessiert: Wie war das genau, als die herrenlosen Samurai in Kioto herumstreiften und die Stadt gewissermaßen terrorisierten? Welche konkreten Auswirkungen hatte die Öffnung der ersten Häfen? Wie entwickelte sich die Wirtschaft deswegen? Sicherlich ist dies japanischen Lesern bereits bekannt, jedoch wären das besonders wertvolle Zusatzinformationen für die Übersetzung gewesen. So bleibt die Problemlage sehr abstrakt. Wer sich jedoch für die Person des Yoshinobu interessiert, wird von „Der letzte Shogun“ sicherlich begeistert sein.

Bibliographische Angaben:
Shiba, Ryotaro: „Der letzte Shogun“, Bebra, Berlin 1998, ISBN 3-86124-281-8

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