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Sonntag, 20. Januar 2013

„Dialoge in der Dunkelheit“ von Ryunosuke Akutagawa

Ryunosuke Akutagawa beging 1927 Selbstmord. Sein Text „Dialoge in der Dunkelheit“ aus dem gleichen Jahr schildert seinen Kampf mit den inneren Dämonen in Dialogform und thematisiert unter anderem einen möglichen Freitod und Akutagawas Wunsch nach innerem Frieden.

Darüber hinaus beinhaltet der ebenfalls „Dialoge in der Dunkelheit“ betitelte Band 16 weitere Texte: „Zehn Nadelstiche“ gleicht einer Spruchsammlung, in der Ryunosuke Akutagawa mit seinen Mitmenschen und hochtrabenden Träumen hart ins Gericht geht.

„Ein Sozialist“ beschreibt den Werdegang eines einst begeisterten Sozialisten, der sich nach seiner Familiengründung mehr und mehr in der gesellschaftlichen Mitte verortet und nur in einer romantisierenden Rückschau seinen Überzeugungen der Jugendjahre gedenkt:

„Auch jetzt sitzt er in seinem Korbsessel, genießt eine Zigarre und erinnert sich seiner Jugendzeit – menschlich, vielleicht allzu menschlich“ (S. 92)

Mit „Im Asakusa-Park“ schreibt Ryunosuke Akutagawa gar ein Drehbuch für einen surrealistisch anmutenden Kurzfilm, an dem Salvador Dali seine Freude gehabt hätte.

„Das bisherige Leben des Daidoji Shinsuke“ bricht einfach ab; bleibt unvollendet, nachdem unter anderem Shinsukes Qual geschildert wird, als Junge aus der unteren Mittelschicht seine geringen finanziellen Mittel möglichst zu verschleiern zu versuchen.

In „Beschriebene Blätter“ klingen gar emanzipatorische Töne an. Dem Autor fällt ein Brief einer unbekannten, jungen Frau in die Hände, die sich über das Schicksal der Frauen beklagt, die aufgrund schlechter Ausbildung eine Ehe als Versorgungsgemeinschaft eingehen und ihre eigenen Wünsche zurückstellen müssen. Ryunosuke Akutagawa kennt das Problem aus einer anderen Warte:

„Ich warf die Blätter in die Schublade meines Schreibtischs, wo bereits meine eigenen Träume, in einem Stapel alter Briefe, allmählich vergilbten…“ (S. 50)

Der Klappentext von Ryunosuke Akutagawas „Dialoge in der Dunkelheit“ verspricht nicht zuviel, wenn von „experimentierfreudige[r] stilistische[r] Vielfalt“ und der „sprachlichen Eleganz“ des Autors die Rede ist. Sicherlich sind die Texte aber eher in Häppchen zu genießen, als an einem Nachmittag durchzulesen.

Bibliographische Angaben:
Akutagawa, Ryunosuke: „Dialoge in der Dunkelheit“, Iudicium, München 2010, ISBN 978-3-86205-009-3

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