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Samstag, 12. Januar 2013

„Die Erfindung des R62“ von Kobo Abe

Ein Mann, der glaubt, vom Mars zu stammen, eine Marsianerin, die glaubt, von der Erde zu stammen – das sind unter anderem die Zutaten für Kobo Abes Erzählung „Menschengleich“ im Band „Die Erfindung des R26“. Wie lässt sich unumstößlich feststellen, woher man stammt, wo Verrücktheit beginnt? Die Erzählung, die primär aus Dialogen und Wortgefechten besteht, führt auf ein unvermutetes Ende hin.

Auch „Biographie einer Nixe“ hält einige Überraschungen für den Leser bereit: Der Ich-Erzähler, der unter einer „Grün-Erethisie“ leidet, erzählt von seinem Leidensweg. Bei einem Tauchgang entdeckt er in einem Schiffswrack eine unerwartete Lebensform. Eine Nixe wurde in dem Wrack eingeschlossen und hat sich des Überlebens willen von den Leichen der ertrunkenen Matrosen ernährt. Der Ich-Erzähler ist von der Nixe völlig bezaubert und lässt nichts ununternommen, die Nixe im Geheimen in seinem Badezimmer unterzubringen. Doch der Hunger auf Fleisch bringt den Ich-Erzähler nicht nur an den Rand des finanziellen Ruins.

Mit einem grünen Phänomen kämpft auch der Protagonist von „Das Ei aus Blei“. In diesem Ei, einer Zeitkapsel, wollte ein Wissenschaftler einige Jahre im Tiefschlaf verbringen, um Jahrzehnte später seinen Nachkommen zu begegnen. Durch einen technischen Fehler der Zeiterfassung werden aus den Jahrzehnten einige hunderttausend Jahre. Gar seltsame Wesen sind die Neuzeitmenschen, die ihn, den Altzeitmenschen, als recht barbarisch betrachten.

Ein Selbstmordkandidat wird überredet, sich für einen besonderen Tod zu entscheiden – damit beginnt „Die Erfindung des R62“. R steht für Roboter, die die Misere mit unzufriedenen Arbeitern lösen und als billige, willfährige Arbeitskräfte herhalten sollen. Daher wird der Selbstmordkandidat kurzerhand zum Roboter umfunktioniert. Ob so ein Roboter eigenständig und in den Augen der Menschen vernünftig handeln kann?

Kobo Abe erzählt mit einem Augenzwinkern fantastische (Science Fiction-)Geschichten, die sich um Männer ranken, die die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. Hat Spaß gemacht!

Bibliographische Angaben:
Abe, Kobo: „Die Erfindung des R62“, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-518-39059-7

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