Eine kleine Einzimmerwohnung wird für Sae und Iwasaki zum „Zufluchtsort“. Die Protagonisten aus „Der Heilige“ treffen sich zwei Jahre nach ihrer Trennung auf dem Land in Tokio wieder. Zwischenzeitlich hat Sae ein Kind abgetrieben, das von Iwasaki gezeugt wurde. Sie entwickelt bereits manische Tendenzen: Ihre Wohnung putzt sie nach der Abtreibung blitzeblank, hat kaum soziale Kontakte außerhalb ihres Arbeitsplatzes.
Erst nach zwei Jahren meldet Sae sich bei Iwasaki – und wird bald erneut schwanger von ihm. Sie ist zerrissen, ob sie eine erneute Abtreibung vornehmen lassen soll oder mit Iwasaki eine Familie gründen soll. Nach einigem Ringen entscheidet sie sich für letztere Variante. Iwasaki gibt seine eigene Wohnung auf, zieht zu Sae und heiratet sie. Während Sae ohnehin keine Eltern mehr hat, stehen Iwasakis Eltern der Ehe kritisch gegenüber. Sie sollen Recht behalten: Sae verhält sich immer irrationaler, leidet unter Verfolgungswahn. Iwasaki gibt schließlich seine Arbeit auf, um sich ganz um Sae und die gemeinsame Tochter Sachiko zu kümmern. In Sae flammt immer wieder Hass auf, der auf die Außenwelt gerichtet zu sein scheint. Dies zieht körperliche Auseinandersetzungen nach sich, in der sich Sae und Iwasaki gegenseitig Blessuren zufügen. Auch ein hinzu gezogener Arzt kann das irrsinnige Eheleben nicht verbessern. Schließlich beginnt auch Iwasaki, sich irrational zu verhalten.
Ich gebe zu, dass ich mich durch Yoshikichi Furuis „Zufluchtsort“ eher durchgequält habe. Die Handlungen der verrückten Sae ziehen sich zäh hin und man fragt sich immer öfter, was Iwasaki eigentlich in dieser Ehe hält, warum er diese überhaupt eingegangen ist. Liebe scheint die Eheleute jedenfalls noch nie wirklich verbunden zu haben. Und auch das gemeinsame Kind erscheint nicht wie ein Bindeglied. Iwasaki gibt sich vielmehr ganz in die Situation und bleibt primär passiv mit einer Tendenz zum Masochismus. Der bisher so starken Sae nimmt man den plötzlichen Kontrollverlust irgendwie nicht so ganz ab.
„Zufluchtsort“ ist nach „Der Heilige“ der zweite Teil einer Trilogie. Der dritte Teil „Die Eltern“ ist derzeit noch nicht ins Deutsche übersetzt.
Bibliographische Angaben:
Furui, Yoshikichi: „Zufluchtsort“ (Übersetzung aus dem Japanischen: May, Ekkehard), Bebra, Berlin 1996, ISBN 3-86124-280-X
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