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Sonntag, 14. April 2013

„Spiel mit dem Fahrplan“ von Seicho Matsumoto

Der Beamte Sayama und die Serviererin Otoki werden tot am Strand von Kashii gefunden. Neben ihnen eine Flasche, die mit Zyankali versetzten Orangensaft enthalten hat. Die Polizei tippt schwer auf Doppelselbstmord. Doch zwei Beamte, Torigai und Mihara, der erste aus der Provinz, der zweite aus Tokio, glauben nicht an die Selbstmordtheorie. Denn obwohl Sayama und Otoki beobachtet wurden, wie sie Tokio gemeinsam verlassen haben, scheinen die beiden kein romantisches Liebespaar gewesen zu sein. Kannten sie sich überhaupt, bevor sie die Reise zusammen antraten?

Da der tote Sayama in einen Korruptionsfall verwickelt war, ermittelt Mihara in Tokio auch in diese Richtung: Wer könnte von Sayamas Tod profitiert haben? Sicherlich dessen Vorgesetzter im Ministerium. Doch der hat ein wasserdichtes Alibi.

Und was hat es mit dem Geschäftsmann Yasuda, der zu Otokis Stammkundschaft zählte und ausgerechnet auf dem turbulenten Bahnhof von Tokio zusammen mit zwei von Otokis Kolleginnen die Abreise der zwei Todeskandidaten gesehen haben mag?

Seicho Matsumoto baut in „Spiel mit dem Fahrplan“ ein vertracktes Rätsel auf, das aus zwielichtigen Alibis und verschiedensten Zugfahrten besteht. Nebenbei flicht der Autor noch eine sozialkritische Komponente ein: Die Beamten im Ministerium werden klein gehalten und durch Gefälligkeiten an ihre Vorgesetzten gebunden. In der Hoffnung, doch noch irgendwann Karriere zu machen, sind sie dem Chef in Treue völlig ergeben – bis sie dessen Fehltritte und Affären gar mit dem eigenen Selbstmord zu decken bereit sind.

Seicho Matsumotos „Spiel mit dem Fahrplan“ ist sicherlich so konstruiert, dass des Rätsels Lösung vom Leser kaum zu erahnen ist. Dennoch ist der Roman eher mäßig fesselnd, was daran liegen mag, dass man mit den Charakteren keinerlei Sympathie entwickelt.

Bibliographische Angaben:
Matsumoto, Seicho: „Spiel mit dem Fahrplan“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Kim, Buccie &  Shimomura, Edith), Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-28230-6

1 Kommentar:

  1. Der mitdenkenke Leser (des im Jahr 1958 herausgegebenen Kriminalromans) kann sehr wohl erahnen, wohin die Reise geht. Und zur Sympathie mit den Charakteren - nicht allen :-) - habe ich auch entwickelt, selbst wenn der Schreibstil bewusst "kühl" ist. Das Buch ist spannend und ich habe es (was selten vorkommt) ohne Unterbrechung durchgelesen.

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