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Sonntag, 16. Oktober 2011

„Die vierte Zwischeneiszeit“ von Kobo Abe

Kobo Abes „Die vierte Zwischeneiszeit“ beginnt als futuristischer Kriminalroman: Professor Katsumi hat eine Maschine konstruiert, die Daten aggregiert und aufgrund der Datenlage die Zukunft voraussagen kann. Doch schnell kommen er und seine Maschine, die „Moskwa 1“, in Verruf: Treffen die Voraussagen nur aufgrund einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu? Und überhaupt: Die politischen Folgen der Voraussagen sind zu gravierend. Daher wird Katsumi nahe gelegt, er solle sich doch künftig auf Voraussagethemen ohne politischen Bezug begrenzen.

Damit beginnt Katsumis Suche nach einem Probanden, dem er die rein private Zukunft voraussagen will. Zusammen mit seinem Assistenten Tamomogi findet er in einem Café einen geeigneten Durchschnittsmenschen. Die beiden beschatten den ausgewählten Herrn und werden unvermutet Zeugen des Mordes an ihm. Da der Mordverdacht auch auf sie fallen kann, setzten die beiden Wissenschaftler die Voraussagemaschine auf den Fall an, um den Mörder zu fassen. Doch was zunächst als Mord aus Beziehungsmotiven aussieht, offenbart ein Komplott um abgetriebene und angekaufte menschliche Föten. Als Katsumis schwangere Ehefrau unter Drogen gesetzt wird und ohne Einverständnis bei ihr eine Abtreibung vorgenommen wird, gewinnt die Verschwörung auch persönliche Relevanz für Katsumi.

Kobo Abes Science Fiction ist ein apokalyptischer Endzeitroman vom Ende der vierten Zwischeneiszeit. Die „Moskwa 1“ erscheint zwar eher wie ein mehr als veraltetes Rechenmonster, das man heutzutage nur belächeln kann, doch die Verschwörung rund um die gekauften Föten ist spannend und überraschend eingefädelt.

Wie auch in „Das Gesicht des Anderen“ legt der Autor jedoch sehr viel Wert auf die Erläuterung des wissenschaftlichen Hintergrundwissens, was für den einen oder anderen Leser bestimmt ermüdend wirkt.

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