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Samstag, 22. Oktober 2011

„Japanische Freuden“ von Akiyuki Nosaka

Japan in den 60ern: Subuyan macht Karriere als Pornograph. Begonnen hat er mit dem Verkauf von einzelnen Fotografien. Nun nimmt er mit seinem Kumpan Banteki heimlich Tonaufnahmen von kopulierenden Paaren auf. Und bald steigt er ins Filmgeschäft ein; zuerst als Händler, dann als Produzent. Der umtriebige Subuyan betätigt sich nebenzu noch als Zuhälter, Lehrer im U-Bahn-Grabschen und als Organisator von Orgien. Dummerweise ist gerade ihm ein ganz unsexuelles Schicksal beschieden: Nachdem er sich in seine minderjährige Stieftochter verliebt hat, scheint er impotent geworden zu sein. Ob da eine Sexpuppe – die neueste Erfindung aus den USA – Abhilfe schaffen kann? Und als hätte er nicht schon genug Probleme, kommt ihm dann auch noch die Polizei auf die Schliche…

Auf seinem Weg durchs Pornogeschäft vergrößert sich Subuyans Gefolgschaft: Hack, erfolgloser Schriftsteller altmodischer erotischer Literatur, wird als Drehbuchschreiber engagiert. Paul, der als Laiendarsteller in Pornos seines Ex-Chefs mitgewirkt hat, reißt zusammen mit Kabo Frauen für Subuyans Orgien auf. Und irgendwie haben sie alle ihre sexuelle Störung: Hack schreibt in Erinnerung an seine frigide Mutter und holt sich dabei einen runter. Kabo kann mit Frauen nichts anfangen, sobald sie kein unschuldiges Gesicht mehr ziehen. Und Banteki will mit seinen Pornofilmen Kunst machen.

„Japanische Freuden“ von Akiyuki Nosaka ist nicht nur in punkto Sex unkonventionell – insbesondere wenn man bedenkt, dass der Roman bereits in den 60er Jahren veröffentlicht wurde und sicherlich große Aufmerksamkeit erregte. Auch mit dem Tod wird durchaus pietätlos umgegangen: Als Subuyans Frau stirbt, wird zur Totenwache ein Pornofilm gezeigt – was wäre für die Frau eines Pornographens denn passender? Und der arme Hack, der bei der Selbstbefriedigung einen Herzinfarkt hatte, wird in Ermangelung eines Sarges in eine Teekiste gesteckt, auf deren Deckel zum Andenken an den leidenschaftlichen Mah-Jongg-Spieler Hack die ganze Nacht durchgespielt wird.

Japanische Freuden“ ist ein kleines, literarisches Feuerwerk an Facettenreichtum: Es ist bitterböse (eine kleine Vergewaltigung ist gut für jede Orgie), bizarr (Inzest mit zurückgebliebenen Angehörigen), Slapstick (armer, impotenter Subuyan) und zu Herzen gehend (Subuyans liebevolles Verhalten seiner im Sterben liegenden Frau gegenüber).

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