Die drei Erzählungen Yasunari Kawabatas in dem kleinen Bändchen des Iudicium Verlags entstanden zwischen den Jahren 1953 und 1960 und zählen somit eher zum Spätwerk des Autors.
1953 entstand „Sprachlos“: Der Ich-Erzähler plant einen Besuch bei Akifusa, einem Autor an der Schwelle des Todes. Nach einem Schlaganfall ist Akifusa halbseitig gelähmt und spricht kein Wort mehr. Der Ich-Erzähler hat sich längere Zeit vor dem Krankenbesuch gedrückt, begibt sich allerdings doch schlussendlich auf den Weg zu dem alten Herren, der von seiner Tochter gepflegt wird. Im Taxi erfährt er von einer Geistergeschichte: Ein weiblicher Geist scheint derzeit in Taxen zu spuken. Auch Akifusa wirkt auch den Ich-Erzähler wie ein Geist – ganz im Gegensatz zu der ihn pflegenden Tochter.
„Ein Mädchen mit Duft“ aus dem Jahr 1960 startet wie eine zarte Liebesgeschichte. Doch es zeigt sich, dass auf dem Mädchen, dessen Duft so berauschend ist, ein dunkler Schatten liegt, der mit dem Selbstmord ihrer Mutter zu tun hat.
„Was ihr Mann nie tat“ datiert aus dem Jahr 1958. In dieser Erzählung trifft ein Student auf eine ältere Frau. Als beide eine Affäre eingehen, scheint es, als würde die Frau die Beziehung an Stelle ihrer verstorbenen Tochter führen.
Barbara Yoshida-Krafft weist im Nachwort auf die verbindenden Elemente der drei Erzählungen hin: Im Zentrum steht jeweils eine starke Frau und der Tod bzw. die Welt der Toten reicht in die Realität der Lebenden hinein. Yasunari Kawabata zieht den Leser in diese unheimliche Sichtweise hinein. Der Nachhall der recht kurzen Erzählungen bleibt dadurch umso länger bestehen.
Bibliographische Angaben:
Kawabata, Yasunari: „Drei Erzählungen“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Yoshida-Krafft, Barbara), Iudicium, München 2001, ISBN 3-89129-083-7
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