Shusaku Endos Roman „Der Samurai“ basiert auf geschichtlichen Tatsachen: 1613 wurden Gesandte, darunter der Samurai Rokuemon Hasekura, als Botschafter Japans nach Mexiko geschickt, um Handelsbeziehungen mit den von Spanien regierten Ländern aufzunehmen. „Der Samurai“ lehnt sich jedoch nur an diese historischen Hintergründe an; Shusaku Endo schreibt seine eigene Geschichte rund um den Samurai Rokuemon Hasekura.
So trifft ihn das Los, an dieser Mission teilzunehmen, recht unvermittelt. Er legt keinerlei Wert auf Ruhm oder Weltentdeckung. Vielmehr würde er sehr viel lieber in seinem Tal bleiben und das harte Leben der Bauern teilen. Doch die Entscheidung des Fürsten ist nicht anfechtbar – Rokuemon muss sein Tal und seine Familie auf unbestimmte Zeit verlassen und in die weite, unbekannte Welt hinaussegeln.
Begleitet wird die Mission vom Franziskanermönch Velasco, dem der Sinn nach etwas ganz anderem als der Aufnahme von Handelsbeziehungen steht. Er will die Christianisierung Japans vorantreiben, um sich schließlich die Bischofswürde zu sichern. So beginnt er, ein falsches Spiel zu treiben und die Gesandtschaft für seine Zwecke zu missbrauchen. Die Japaner, die weder vertraut mit dem Spanischen noch mit den Eigenarten der katholischen Welt sind, sind für Velasco nur allzu leicht zu manipulieren. Von Mexiko aus lockt er die Gesanten weiter nach Europa. Da für die Japaner nur die Erfüllung ihres Auftrags zählt, lassen sie sich auf die lange Schiffsreise nach Europa ein – und treten schließlich sogar zum katholischen Glauben über.
[Achtung: Spoiler!] Dass die Mission der Samurai nicht vom Erfolg gekrönt sein wird, geht bereits aus dem historischen Kontext hervor. Denn während der Abwesenheit der Gesandten, ändert sich das politische und religiöse Klima in Japan. Christen werden aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt; die Machthaber sind an Handelsbeziehungen mit Spanien nicht mehr interessiert. So sind nicht nur alle Entbehrungen der Gesandten für die Katz; sie geraten nach ihrer Rückkehr gar zwischen die Mühlen des Politapparats.
Da auch der Klappentext die Erfolglosigkeit der Gesandtschaft vorweg nimmt, liest sich „Der Samurai“ nur mäßig spannend. Besonders der Charakter des heimtückischen Missionars Velasco wird durch Passagen als Ich-Erzählung herausgearbeitet. Der Samurai Rokuemon Hasekura bleibt dagegen recht farblos, was schade ist, da der Titel des Romans ihn als Hauptfigur benennt.
Shusaku Endo, selbst Katholik, spart jedoch auch nicht an Kritik an der institutionalisierten katholischen Kirche. Diese hat sich viel zu weit um Ursprung entfernt und pflegt ihre Organisation in ihrer Struktur und Repräsentation mehr, als sich um die praktische Seelsorge zu kümmern. Daher sei „Der Samurai“ besonders den Lesern ans Herz gelegt, die sich für den Autor Shusaku Endo und sein Verhältnis zum katholischen Glauben interessieren.
Bibliographische Angaben:
Endo, Shusaku: „Der Samurai“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Berndt, Jürgen), Franz Schneekluth Verlag, München 1987, ISBN 3-7951-0892-6
Nach 16 Romanen mit dem Thema (Samurai),ist dieser mir nach fast 10 Jahren als der Schlechteste in Erinnerung gebliebenen.
AntwortenLöschenDie Stunde des Samurai und Die Geliebte des Samurai von Takashi Mazuoka als der Beste.