Wenn man sich das Buchcover von Testuo Miuras „Das rote Kostüm“ so anschaut, kommt es einem auf den ersten Blick recht unschuldig, irgendwie süß vor. Doch auf den zweiten Blick erkennt man, dass dem keinesfalls so ist. Das Schicksal von Ryosakus Schwester Hide wird hier schon vorweg genommen.
Ryosaku ist dem Landleben entflohen und macht in der Stadt Nahori eine Lehre als Schiffszimmermann. Ohne mit einem Besuch seiner Schwester zu rechnen, macht er ihr brieflich den Vorschlag, ihn besuchen zu kommen. Obwohl Hide mit der Pflege der kranken Mutter betraut ist, macht sich die 18-Jährige frei und fährt ärmlich bekleidet mit dem Zug nach Nahori. Nachdem sie zum ersten Mal Makrelenhecht in einem Restaurant mit Ryosaku isst, möchte er ihr einen Wunsch erfüllen und gibt ihr das Geld, sich westliche Kleidung – einen roten Minirock – kaufen zu können. Doch statt mit jugendlicher Euphorie in die Heimat zurückzukehren, macht Hide eine ganz andere Erfahrung.
Dank des Nachworts von Hanae Komachi erfährt der Leser, dass „Das rote Kostüm“ der Serie „Mitternachtszirkus“ entstammt, die Tetsuo Miura in der Zeitschrift Shosetsu Shincho veröffentlichte. Alle Erzählungen der Serie spielen in der fiktiven Stadt Nahori und beleuchten die Schicksale von „kleinen Leuten“. Die Titel der einzelnen Erzählungen machen Lust auf mehr: „Klage der Zirkusmusik“, „Kunststück eines Zwergs“ oder „Durch den Flammenring“. Bleibt zu hoffen, dass sich ein Verlag erbarmt und alle Geschichten ins Deutsche übersetzt.
Bibliographische Angaben:
Tetsuo Miura: „Das rote Kostüm“, Wehrhahn Verlag, Hannover 2011, ISBN 978-3-86525-180-0
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