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Sonntag, 24. Februar 2013

„Sterne der Hoffnung“ von Shunu Nakamura

Der Titel von Shunu Nakamuras „Sterne der Hoffnung“ rekurriert auf das Salve Regina; im japanischen Original „Nozomi no hoshi“ ein Teil der Übertragung des lateinischen marianischen Antiphons ins Japanische. Shunu Nakamura, der erst wenige Jahre vor der Veröffentlichung von „Sterne der Hoffnung“ getauft wurde, setzt sich in seinem Werk kritisch mit dem Christentum auseinander und führt in ein von Umbrüchen gekennzeichnetes Japan des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Kotaro Shido ist Student der Theologie und Ziehsohn des Missionars Masato Torikai. Dessen Tochter Chie ist Kotaro schon so gut wie als Ehefrau versprochen. Doch Kotaro quälen die Zweifel an der christlichen Lehre und er gesteht dem Pastor, dass sich sein Glaube nicht mit den Ansichten des Gottesmannes deckt. Als Konsequenz verweist Torikai seinen Ziehsohn des Hauses, die Heirat mit Chie kann sich Kotaro folglich ebenfalls abschminken.

Kotaro sucht Zuflucht in der „Elends-Studenten-Kompanie“. Hier haben sich bereits drei Studenten in einer Kommune häuslich eingerichtet. Tagsüber studieren sie, abends verdingen sie sich als gildelose Wagenzieher, um ihre Ausgaben bestreiten zu können. Doch der schwächliche Kotaro tut sich schwer mit dieser körperlichen Arbeit. Mehr noch: Er kommt mit dem ruchlosen Leben der Nachtschwärmer in Kontakt und kann dies nur schwer mit seinen Überzeugungen vereinen.

Doch auch Chie hat es zu Hause nicht einfach: Ihr Vater will sie zwingen, sich mit einem zum Christentum konvertierten Burakumin verheiraten – schließlich hat er diesem versprochen, dass es im Christentum keine Standesunterschiede gibt und der Burakumin unter den weiblichen Gemeindemitgliedern eine Ehegattin finden kann.

Jürgen Stalph beschreibt Shunu Nakamuras „Sterne der Hoffnung“ im Vorwort als eines von mehreren „lesenswerten Dokumenten des japanischen Großstadtlebens der Jahrhundertwende“ (S. 12). Und tatsächlich bietet „Sterne der Hoffnung“ ein urbanes Panoptikum an jobbenden, ärmlichen Studenten, die ihren Wortschatz mit englischen Begriffen anreichern, Burakumin, die ihrer Diskriminierung ein Ende setzen wollen, einer jungen Frau, die ihren Gefühlen folgt, statt sich dem Willen des Vaters zu unterwerfen - und damit Einblick in eine sich modernisierende Gesellschaft. Die Sterne der Hoffnung leuchten...

Bibliographische Angaben:
Nakamura, Shunu: „Sterne der Hoffnung“, Cass, Löhne 2003, ISBN 3-9809022-1-8

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