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Montag, 12. Dezember 2011

„Versuchter Liebestod“ von Choukitsu Kurumatani

Der 34-jährige Ikushima heuert in Amagasaki bei Seiko an: Sein Job besteht darin, in einem stickigen Kämmerchen in einem heruntergekommenen Mietshaus, Grillspieße mit Kutteln zu bestücken, die Seiko dann in ihrer Garküche verkauft. Ikushima, ein studierter Aussteiger, findet sich im Gangstermilieu wieder: Gegenüber tätowiert der Yakuza Hori seine Kundschaft. Nebenan zitieren in die Jahre gekommene Huren Sutren, während sie ihre Freier bedienen. Ein älteres Ehepaar im Haus kommt nur über die Runden, indem es Abfälle nach verwertbaren Resten durchwühlt. Und dann ist da auch noch Ayako, die selbstbewusste Schönheit, die mit dem gefährlichen Hori liiert ist und Ikushima ganz schön den Kopf verdreht.

Ikushima ist seinen Nachbarn suspekt. Warum macht dieser Akademiker so eine Arbeit, wenn er doch viel besseren Tätigkeiten nachgehen könnte?

Ikushima hatte in Tokio als Anzeigenverkäufer gearbeitet und sich von Tag zu Tag leerer gefühlt. Das für seine Kollegen geltende Ziel, ein nach westlichen Normen standardisiertes Mittelstandsleben zu führen, hatte ihn abgestoßen. Schließlich hatte er gekündigt, in zwei Jahren in Tokio sein Erspartes durchgebracht und sich als Küchenhilfe in Himeji, Kyoto, Kobe, Nishinomiya und schließlich Amgasaki durchgeschlagen. Mit Lebensfreude hatte er abgeschlossen, nun hangelt er sich von Tag zu Tag, von Job zu Job.

Mit der Zeit gewinnt Ikushima das Vertrauen seiner Nachbarn und seiner Chefin, was nicht unbedingt ungefährlich für ihn ist: Für Seiko soll er den Geldboten spielen und gerät in das Visier der Gangsterbanden Amagasakis. Für Hori soll er eine ominöse Schachtel zunächst aufbewahren und schließlich einem Yakuza überbringen. Und insbesondere seine Faszination von Ayako könnte Horis Eifer- und Tobsucht heraufbeschwören.

Als Ikushima bereits wieder in eine andere Stadt weiterziehen möchte, gerät Ayako in eine Klemme: Um die enormen Schulden ihres Bruders zu bezahlen, wird sie bedrängt, sich für eine Gangsterbande zu prostituieren. Um diesem Schicksal zu entgehen, bittet sie Ikushima, sie in den gemeinsamen Liebestod zu begleiten. Die beiden verlorenen Seelen begeben sich nach Akame, um sich dort von den Wasserfällen in den Tod zu stürzen.

Choukitsu Kurumatani schöpfte für „Versuchter Liebestod“ aus seinen eigenen Erfahrungen als Aussteiger. Fast nur angedeutet sind seine Reflektionen über die Funktion der Sprache, was den reflektierenden Ikushima im Milieu erst recht zum intellektuellen Outsider stempelt.

Ein klassisches Happy End wird der Leser bei „Versuchter Liebestod“ sicherlich nicht finden, jedoch ein authentisches Zeugnis der Trostlosigkeit, die die Menschen in allen Gesellschaftsschichten ereilen kann.

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