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Freitag, 30. Dezember 2011

„Und unsere Tage waren es doch“ von Sho Shibata

Tokio in den 50er Jahren: Der Ich-Erzähler und Student Fumio findet ganz unerwartet in einem Antiquariat die Gesamtausgabe des Autors H., die erst vor kurzem komplett erschienen ist. Fumio ist verwundert, dass er sie so kurz nach Veröffentlichung günstig erstehen kann, und da die Bücher eine rätselhafte Anziehungskraft auf ihn ausüben, kann er nicht widerstehen, sie zu kaufen.

Als Fumios Freundin Setsuko einen Blick in die Bücher wirft, erkennt sie das Exlibris wieder. Ihr Kommilitone Sano hatte ihr ein Buch mit demselben Exlibris geliehen, bevor er auf Weisung der Kommunistischen Partei in den Untergrund ging. Setsuko ist neugierig, was aus Sano geworden ist und beginnt, ihre gemeinsamen Bekannten zu befragen.

So löst Fumios Buchkauf eine ganze Kette von Ereignissen aus, durch die der Leser nicht nur Fumio und Setsuko, sondern auch deren Freundeskreis kennen lernt: Fumio und Setsuko kennen sich seit ihrer Kindheit. Da Setsukos Familie in Fumio einen idealen Ehemann sieht, verloben sich die beiden. Doch die Beziehung erscheint eher platonisch als leidenschaftlich. Sano meint, sein Herz schlüge nur für die KP – und enttäuscht sich selbst maßlos beim Mayday-Zwischenfall: Als es zum Zusammenstoß mit der Polizei kommt, flieht er statt sich wie seine Parteifreunde dem Kampf zu stellen. Seitdem fühlt er sich als Versager. Sone ist ebenfalls kommunistisch eingestellt, steht den Weisungen der KP jedoch kritisch gegenüber. Sones Kollege Miyashita hat über Omiai Setsukos Arbeitskollegin Kazuko kennen gelernt. Bevor er sie heiratet, bittet er Fumio um eine kleine Recherche über die Charaktereigenschaften Kazukos. Fumio weiß mehr, als er Miyashita gegenüber zugeben möchte: Kazuko und ihr ehemaliger Professor sind unglücklich ineinander verliebt. Um Kazuko versorgt zu wissen, hatte der Professor das Omiai eingefädelt. Und dann gibt es noch Nose, der sich ebenfalls der KP verschrieben hat und nach deren Weisung, den bewaffneten Widerstand aufzugeben, völlig desillusioniert und hilflos ist.

„Und unsere Tage waren es doch“ von Sho Shibata ist trotz der Handlung rund um die KP kein politischer Roman. Vielmehr illustriert er das Lebensgefühl der Studenten im Japan der 50er Jahre und ihre diversen individuellen Schicksale. Dadurch dass Setsuko als emanzipierte Frau beschrieben wird, gilt Sho Shibatas Roman als eines der ersten emanzipatorischen literarischen Werke Japans.

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