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Donnerstag, 3. November 2011

„Die Känguruhhefte“ von Kobo Abe

Kobo Abes „Die Känguruhhefte“ wirkt wie ein schlechter Drogentrip: Der Protagonist merkt, dass ihm statt Haaren Kresse aus den Beinen sprießt. Der von ihm konsultierte Dermatologe erbricht sich bei diesem Anblick und schnallt den Ich-Erzähler erst mal auf ein Bett, Vollnarkose und Katheder inklusive. Die Entlassung des Patienten erfolgt unkonventionell: Auf das Bett geschnürt wird er auf die Straße geschickt. Das Bett reagiert auf den Willen des Protagonisten und lässt sich dadurch lenken. Doch leider bleibt es in einer Baustelleneinfahrt hängen. Der von den Baustellenarbeitern gerufene Abschleppdienst verfrachtet Bett und Insasse kurzerhand in einen Bergwerksstollen. Von hier aus geht der apokalyptisch anmutende Trip weiter: Es kommt zum Kampf mit einem Tintenfischweibchen, einer schmervoller Katheder-Entfernung, einem Ausflug in die Kinderhölle, einer schweren Gehirnerschütterung durch die Begegnung mit dem „Killer“, einer gemeinschaftlich eingefädelten Euthanasie und zu vielem mehr. Eine absurde Situation folgt der nächsten auf dem Fuße.

Sind die Geschehnisse Realität oder nur Hirngespinst? Auch der Protagonist ist sich permanent unsicher, ob er träumt oder wacht. Kennzeichnend sind vor allem die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein in jeder bizarren, alptraumhaften Szene. Eine gesellschaftskritische Lesart sieht in „Die Känguruhhefte“ die Machtlosigkeit des Individuums versinnbildlicht.

Von der sprichwörtlichen japanischen Höflichkeit ist nichts zu erkennen: Da will sich der Protagonist mit seiner Geister-Mutter keilen, bekommt selbst im Krankenhaus vom Bettnachbarn mehrfach eine übergezündet, weil er in der Bewusstlosigkeit einfach keine Ruhe geben will und beschimpft wird sich natürlich ohnehin vom Feinsten.

„Die Känguruhhefte“ ist Kobo Abes letzter großer Roman, den er 1991 abschloss. Freunde des Absurden und Bizarren kommen hier sicherlich auf ihre Kosten. Doch am liebsten würde man aus dem Alptraum, der "Die Känguruhhefte" heißt, auch ganz schnell wieder aufwachen.

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