Der Ich-Erzähler, ein Maler im westlichen Stil, begibt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufs Land, um seine Einstellung als Künstler zu verfeinern. Er versteht die Haltung, die ein Künstler anzunehmen hat, wie folgt:
„Man könnte es vielleicht so ausdrücken, dass diejenigen als Künstler zu bezeichnen sind, die von der viereckigen Welt die eine Ecke, die ‚gesunder Menschenverstand’ genannt wird, abschleifen und in einer dreieckigen Welt leben.“ (S. 45)
Wie ein Zen-Priester sieht er das geistige Ideal darin, den menschlichen Leidenschaften enthoben zu sein.
In seiner Herberge trifft der Künstler auf Onami, die Tochter des Hausherrn. Diese entspricht einem sehr modernen Typ von Frau, gewissermaßen einer Femme Fatale. Onami fordert ihn heraus, provoziert und fasziniert ihn, der wohl doch noch nicht so ganz den menschlichen Leidenschaften enthoben zu sein scheint.
Soseki Natsume widmet „Das Graskissen-Buch“ der Betrachtung des Schönen. Sei es ein Mandarinenhain, der Spiegelteich, den Schatten, die ein Baum wirft. Dabei werden theoretische Überlegungen zur Ästhetik, die einerseits typisch für das Fin de Siecle, andererseits klassisch asiatisch sind, eingeflochten. Zwar gibt es stellenweise amüsante Dialoge, doch „Das Graskissen-Buch“ ist primär ein ruhiges und theoretisches Buch und damit nichts für Leser, die eine kurzweilige Handlung erwarten.
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