Nachdem ihr Geliebter sich von Hotaru trennt und bei seiner Ehefrau bleibt, steht sie vor einem Scherbenhaufen. Jahrelang hat sie sich über den Status der Geliebten definiert, hat auf die Zeit, die sie mit ihrem Liebhaber verbringen konnte, hingeharrt. Doch plötzlich steht sie ohne alles da, wohnt in dem ehemaligen Liebesnest, in dem sie permanent nur an den Verlust des Geliebten erinnert wird.
Da packt Hotaru ihre sieben Sachen und kehrt in ihren Heimatort zurück, dessen Rhythmus sich an den Fluss anpasst, der das Städtchen durchzieht. Im Schuppen im Garten ihrer Großmutter haust sie und arbeitet in deren Café mit. Sie trifft ihr einstmals wichtige Personen wieder und beginnt, sich wieder wohl in ihrer Haut zu fühlen. Mehr noch: Sie fühlt sich wie in ein wärmendes Federkleid gehüllt.
„Federkleid“ von Banana Yoshimoto zeichnet eindrücklich das Bild einer verlassenen Geliebten, die wie aus heiterem Himmel vor dem Nichts steht, und ihrem mühseligen Weg zurück in die Normalität. Doch „Federkleid“ ist alles andere als trübsinnig: Über Hotarus Heimatort schwebt das Gefühl von Hoffnung, dass alle Menschen ihren Weg zum Glück finden werden. Der Verlust eines geliebten Menschen – egal ob er durch Trennung oder Tod entstanden ist – kann überwunden werden. Denn es gibt genug Menschen, die den Trauernden weiterhelfen. Und da sind auch noch die guten Geister der Verstorbenen, die ihren Beitrag leisten. Die kleinen Ausflüge ins Fantastische unterstreichen die märchenhafte Atmosphäre, die sich in „Federkleid“ ausbreitet.
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