„Tsugumi“ von Banana Yoshimoto ist gewissermaßen eine Ode an den Sommer am Meer. Die Protagonistion Maria wächst zusammen mit ihren Cousinen Tsugumi und Yoko in einem Küstenstädtchen auf. Sie ist ein uneheliches Kind und gemeinsam mit ihrer Mutter wartet sie im Haushalt von Onkel und Tante darauf, dass ihr Vater sich scheiden lässt und sie beide zu sich nach Tokio holt.
Im Haushalt der Verwandten dreht sich alles um die kränkliche Tsugumi. Körperlich sehr gebrechlich ist sie psychisch umso stärker und temperamentvoller: Tsugumi setzt ihren Willen immer durch, bekommt die bösesten Wutanfälle und überzieht die ganze Familie mit ihren Gemeinheiten. Trotzdem verleben alle eine schöne, manchmal sogar idyllische Zeit am Meer.
Doch nichts währt ewig: Maria kann mit ihrer Mutter schließlich zu ihrem Vater nach Tokio ziehen. Die drei werden endlich eine „richtige“ Familie. Und Tsugumis Vater entschließt sich, seine Pension am Meer zu schließen, um in den Bergen eine neue zu eröffnen. Die kommenden Sommerferien sind die letzte Möglichkeit für die drei Cousinen, einen gemeinsamen Sommer am Meer zu verbringen.
Der Roman „Tsugumi“ beschreibt die Sehnsucht nach dem Meer für alle Sinne: Sand auf der Haut, Salz auf den Lippen, gleißendes Sonnenlicht über dem blauen Wasser, das Geräusch der Wellen und der typische Meeresgeruch, der manchmal sogar bis nach Tokio dringt und dort akutes Heimweh auslöst. Am liebsten würde man gleich seine sieben Sachen packen und ans Meer fahren.
Doch „Tsugumi“ ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden und Abschiednehmen. Heimat ist kein geographisch fester Ort mehr, sondern ist dort, wo die Familie lebt. Dabei schrammelt der Roman manchmal hart an der Grenze zum Kitsch entlang: Die Herzen laufen manchmal fast über vor zwischenmenschlicher Liebe. Trotzdem bleibt „Tsugumi“ ein herzerwärmendes Buch: Trotz aller Widrigkeiten des Lebens stehen Familie und Freunde stets füreinander ein. So ganz abnehmen kann man Maria allerdings ihre Zuneigung zu dem kleinen Teufel Tsugumi nicht.
Trotzdem: „Tsugumi“ ist eine wunderbar leichte Sommerlektüre, die Sehnsüchte nach Sommer, Meer und Familienzusammenhalt weckt.
Im Nachwort erzählt Banana Yoshimoto den persönlichen Hintergrund ihres Romans: Mehr als zehn Jahre lang fuhr die Familie Yoshimoto im Sommer in dieselbe Pension am Meer. Die schönsten Erinnerungen daran hat die Autorin in „Tsugumi“ festgehalten. Tja, und wer verbirgt sich hinter der Figur der gemeinen Tsugumi? Banana Yoshimoto höchstpersönlich!
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