Der Autor Keigo Higashino steht eigentlich für Whodunit-Krimis, die von findigen Ermittlern aufgelöst werden. Mysteriös geht es da nur anfangs zu – die Lösungen entzaubern die vermeintlichen Ungereimtheiten.
Ganz anders aber diesmal in Keigo Higashinos „Kleine Wunder um Mitternacht“. Denn eine geheimnisvolle Macht lässt einen in die Jahre gekommenen Gemischtwarenladen zu einer Zeitmaschine werden, die 33 Jahre überwindet.
Drei Kleinkriminelle finden hier nach einem nächtlichen Raub Unterschlupf, um sich am nächsten Morgen wieder unters Volk zu mischen. Doch in den vermeintlich verlassenen Laden werden Briefe eingeworfen, deren Absender den Rat des Gemischtwarenhändlers erfragen. Die drei jungen Männer können nicht widerstehen und antworten auf die Fragen, die offenbar aus der Vergangenheit gestellt werden.
So verwebt Keigo Higashino unterschiedliche Schicksale unterschiedlicher Zeiten, die jedoch alle in einem gewissen Zusammenhang stehen. Und obwohl kein klassischer Kriminalfall zu lösen ist, klebt der Leser an den Seiten und will wissen, wie die Lebenswege der Protagonisten weitergehen, welche Pfade sich noch kreuzen werden. Teilweise geht es tragisch zu, teilweise hoffnungsfroh. Der Schreibstil ist wie von Keigo Higashino gewohnt völlig unprätentiös, weswegen sich das Buch quasi weginhalieren lässt.
Leider waren die gut 400 Seiten dann auch viel zu schnell durchgelesen. Ich hoffe, dass noch weitere Keigo Higashino-Romane abseits des Whodunit-Genres ihren Weg zur deutschen Übersetzung finden werden. Hat Spaß gemacht, obwohl ich zwischendurch auch mal ein Tränchen vergossen habe.
Bibliographische Angaben:
Higashino, Keigo: „Kleine Wunder um Mitternacht“ (Übersetzung aus dem Englischen (?): Finke, Astrid), Limes Verlag, München 2020, ISBN 978-3-8090-2710-2
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