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Samstag, 15. Januar 2022

„Die Katzen von Shinjuku“ von Durian Sukegawa

Man nehme einen männlichen Versager, eine Frau mit Geheimnissen, eine Bar in Tokio und ganz viele Katzen. Das klingt zwar mehr nach einem Rezept à la Haruki Murakami, aber „Die Katzen von Shinjuku“ ist von Durian Sukegawa. Und da der Autor selbst im Radio- und Fernsehbusiness tätig ist, so ist es auch sein Protagonist Yama: Dieser merkt erst zum Ende seines Studiums hin, dass seine Rot-Grün-Sehschwäche ein Knock-Out-Kriterium für eine Karriere in den Medien ist. Er kommt über Umwege doch in eine Position, aus der er sich hocharbeiten muss, ist aber nicht von ungefähr dauerfrustriert.

Genau zur richtigen Zeit findet er die Bar Karinka, in der die Stammgäste nach Lust und Laune „Miau-Jong“ spielen: Sie wetten darauf, welche Straßenkatze sich als nächstes im Fenster zeigen wird. Doch neben dem lustigen Katzenspiel fasziniert Yama auch die Kellnerin Yume. Das Karinka, Yume und die Katzen werden zum Rettungsanker für den strauchelnden Yama.

Eine ganz ausführliche Rezension zu Durian Sukegawas „Die Katzen von Shinjuku“ findet man hier (Achtung: Spoiler-Alert!). Dank Lisette Gebhardt weiß ich nun, dass Literatur über Katzen in Japan sogar einen eigenen Begriff hat, nämlich „neko bungaku“. Ein bisschen gestört hat mich, dass der Erzählstil sich zwischendurch geändert hat: Dieser reicht von überspitzt-bizarr, nüchtern-berichtend bis hin zu poetisch. Ich hätte mich besser abgeholt gefühlt, wenn der Autor hier nicht geswitcht hätte. Wem aber Geschichten aus dem Nachtleben Tokios, insbesondere der sicherlich oftmals illustren Stammkundschaft der Bars gefallen, für den wird „Die Katzen von Shinjuku“ bestimmt auch ein Leckerbissen sein.

Was ich bei „Die Katzen von Shinjuku“ sehr vermisst habe, war ein Nachwort. Mich hätte sehr interessiert, welche Teile von Yamas Karriere autobiographisch sind, oder ob sich der Autor nur von seinem Arbeitsumfeld hat inspirieren lassen. Oder auch eine historische Einordnung, warum ein Ausschluss von Rot-Grün-Fehlsehenden in Japan legitim war und dies nicht als Diskriminierung gegolten hat. Wann und warum hat sich das geändert? Oder auch eine Erklärung zu dem abgebildeten Katzen-Plakat am Ende des Buches: Hat es das „Miau-Jong“ tatsächlich in einer Bar gegeben; ist es gar keine Erfindung des Autors?

Bibliographische Angaben:
Sukegawa, Durian: „Die Katzen von Shinjuku“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Mangold, Sabine), Dumont, Köln 2021, ISBN 978-3-8321-8147-5

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