Natsukis Feind ist „die Fabrik“, genauer gesagt: die Menschenfabrik – denn die Produktion von neuen Menschen, die Reproduktion, ist das oberste Ziel der Gesellschaft. Natsukis Menschsein wird zur Funktion eines Werkzeugs degradiert – sie soll sich für die Produktion von Menschen, also dem Gebären von Nachkommen einsetzten.
In ihrem Cousin Yu findet Natsuki einen Gleichgesinnten, den sie jedoch nur einmal im Jahr zum Ahnenfest treffen kann. Sie schwören sich gegenseitig aufs Überleben und Durchhalten ein – bis sie sich ein Jahr später erst wiedersehen können. Doch schließlich werden die beiden nach einem Familienskandal getrennt und erst recht an die Kandare genommen.
Erst Jahre später treffen sich Natsuki und Yu wieder. Zwischenzeitlich ist Natsuki eine Scheinehe mit Tomoobi eingegangen, der ebenfalls von seiner Familie gegängelt wird. Ob die drei Außenseiter sich gemeinsam dem Zugriff der Fabrik entziehen können?
Gegen „Das Seidenraupenzimmer“ kommt einem „Die Ladenhüterin“ ziemlich harmlos vor. Die schreckliche Stimmung in Natsukis Familie schlägt aufs Gemüt, die Missbrauchsszenen will man lieber nicht gelesen haben. Und das große Finale ist geradezu grotesk, aber gelungen.
Bibliographische Angaben:
Murata, Sayaka: „Das Seidenraupenzimmer“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Aufbau Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3351037932
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