Was für ein Ritt... Für Yukiko Motoyas "Die einsame Bodybuilderin" findet man fast keine oder viel zu viele Worte: bizarr, kurios, verrückt, verschroben, psychedelisch und auch ein bisschen gruselig. Vielleicht lehne ich mich da jetzt auch etwas zu weit aus dem Fenster - Yukiko Motoya wirkt wie ein weiblicher Kobo Abe auf mich.
Der Großteil der in "Die einsame Bodybuilderin" vereinten Geschichten dreht sich um Partnerschaft und Eheleben. Die Perspektive der weiblichen Protagonistinnen ist teilweise so hübsch überspitzt auf den Punkt gebracht, dass ich mir bei der Lektüre in der U-Bahn durch mein Gelächter irritierte Blicke anderer Fahrgäste eingefangen habe.
Die längste Erzählung "Ehe mit einer fremden Spezies" hätte für mich gern auch in Romanlänge ausgebreitet werden können: Während man ja gemeinhin gerne sagt, Hundehalter und Hund gleichen sich mit der Zeit an, so sind dies in der Erzählung der Ehemann und die Ehefrau. Mehr noch: Der schrullige Gatte scheint die Gattin und Protagonistin langsam geradezu zu assimilieren. Dazwischen geht's um alles vollurinierende Katzen, sinnloseste Computerspiele und frittiertes Essen.
Auch die Handlung von "Die Hunde" hätte Romanpotenzial. Hier zieht sich der männliche Protagonist in eine einsame Berghütte zurück, um eine zeitintensive Auftragsarbeit fertig zu stellen. Er bekommt Besuch von einer Hundeschar, die ihn fasziniert. Doch die Einwohner des nächsten Dorfs sind gar nicht gut auf die Hunde zu sprechen. Stecken sie hinter dem mysteriösen Verschwinden von einzelnen Bewohnern? Der Plot der Erzählung könnte auch von einem Steven King stammen.
„Die einsame Bodybuilderin“ hat Appetit auf mehr Lesestoff
von Yukiko Motoya gemacht. Ich warte jetzt schon auf weitere Veröffentlichungen.
Bibliographische Angaben:
Motoya, Yukiko: "Die einsame Bodybuilderin" (Übersetzung aus dem
Japanischen: Gräfe, Ursula), Blumenbar Verlag, München 2021, ISBN
978-3-351-05075-7
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