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Samstag, 23. April 2011

„Obsession“ von Hitomi Kanehara

Der Titel von Hitomi Kaneharas „Obsession“ lautet in der englischen Übersetzung „Autofiction“. Und das trifft die Handlung des Buches bereits auf den Punkt: Eine fiktive Autobiographie. Im Zentrum der Handlung steht die junge Autorin Rin. Vier Episoden aus ihrem Leben im Alter von 22, 18, 16 und 15 werden in dieser Reihenfolge auf 220 Seiten erzählt. So offenbart sich nach und nach, wie aus Rin die verschrobene Person geworden ist, die sie mit 22 Jahren ist: Sie ist extrem eifersüchtig auf Zufallsbekanntschaften ihres Ehemanns, hört innere Stimmen, reagiert in manchen Situationen total daneben, unterstellt Personen, sie töten zu wollen, hat aber ohnehin eine gewisse Todessehnsucht.

Zwischendurch ist es etwas ermüdend, seitenweise Rins innere Monologe oder Dialoge mit einer ihrer inneren Stimmen zu lesen. Dennoch ist „Obsession“ weit gelungener als der erste Roman von Hitomi Kanehara „Tokyo Love“. Ganz hat er mich doch nicht überzeugt, was unter anderem an dem Ende am Anfang (also am Ende der Geschichte der 22-jährigen Rin) liegt. Wie kommt dieser plötzliche Sinneswandel?

Obwohl die Autorin Rin im ersten Teil des Romans von der Unverständlichkeit spricht, warum Journalisten immer Parallelen zwischen den fiktiven Charakteren und deren Autoren suchen, kommt man bei „Obsession“ nicht umhin, sich zu fragen, was Hitomi Kanehara und Rin gemeinsam haben. Haben nicht auch beide vernarbte Einschnitte an den Handgelenken?

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