Mit „Schafsgesänge“ schrieb Shuichi Kato seinen Lebensweg bis ins Jahr 1960 nieder. Der erste Teil der Gesänge, in dem seine Kindheit, Jugend und Studienjahre geschildert werden, liegt derzeit noch nicht in Übersetzung vor. Der zweite, ins Deutsche übersetzte Teil, setzt im September 1945 ein. Noch in Japan darf der Leser den Autor auf Forschungsmission begleiten, als er die Folgen des Atombombenabwurfs über Hiroshima untersucht. Mehr schlecht als recht kann er sich mit den US-amerikanischen Forscherkollegen verständigen.
„Im Herbst 1945 in die japanische Nachkriegsgesellschaft aufgebrochen, machte ich mich im Herbst 1951 auf den Weg, mir den Westen anzuschauen – der zweite Aufbruch in meinem Leben“ (S. 53)
Und so landet Shuichi Kato in Paris, im 14. Arrondissment, im „Japan-Haus“. Da nur wenige Japaner in Paris weilen, macht er vielfältige, internationale Bekanntschaften. So lernt er beispielsweise die französischen Literaten der „Klostergruppe“ kennen. Shuichi Kato begleitet bald den Dichter René Arcos auf eine Tagung des PEN-Clubs nach Südfrankreich und zieht gar in dessen Haus mit ein. Auf einer Reise nach Italien lernt er eine ebenfalls herumreisende Wienerin kennen – und lieben. Er besucht sie in Wien, später in London und verlässt später gar seine Quasi-Verlobte für die Europäerin. Als Literat führt es ihn schließlich bis nach Taschkent für Vorbereitungen für den Afro-Asiatischen Schriftstellerkongress.
Shuichi Katos „Schafsgesänge“ sind nicht nur ein äußerst interessantes Zeitzeugnis. Der Autor sieht sich vor allem in der Rolle eines Beobachters und zieht Vergleiche zwischen den Kulturen. Seine pazifistische Gesinnung wird zudem transportiert. Nur leider wurde meine Neugierde nicht ganz befriedigt: Gab es ein Happy End für die Liebe zwischen der Wienerin und dam Autor/Mediziner aus Japan?
Bibliographische Angaben:
Kato, Shuichi: „Schafsgesänge“, Insel, Frankfurt am Main/Leipzig 1997, ISBN 3-458-16842-7
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