Aus Ryota Kimura wird Ryokai Tamaizumi, als der Mittelschüler als Mönch ordiniert wird. Bereits in der Grundschule hatte Ryota den Wunsch geäußert, Zen-Mönch werden zu wollen, nachdem er seinen Vater jeden Sonntag in den Tempel zum Meditieren begleitet hatte. Doch ist es nicht eher der unterschwellige Wunsch des Vaters, den nun der Sohn in die Tat umsetzt? Der Vater und Ich-Erzähler hatte sich als Student in den USA ordentlich ausgetobt und von Zen nicht gerade viel Ahnung. Zurück in Japan erwacht in ihm spirituelles Interesse und er besucht regelmäßig die Priesterin Gukai des örtlichen Tempels zur gemeinsamen Meditation.
Während Ryota heranwächst, wird er immer mehr zum aufmüpfigen Problemkind. Trotzdem äußert er weiterhin den Wunsch, Mönch zu werden und beteiligt sich an den sonntäglichen Meditationen. Weil es das Beste für den Sohn scheint, stimmen die Eltern einer Ordination zu.
Doch insbesondere Ryotas Mutter leidet unter dieser Entscheidung: Ryota wird von der Priesterin adoptiert; die Verbindung zur leiblichen Mutter wird gekappt. Dadurch werden auch die Probleme in der Ehe der Kimuras sichtbar. Denn die Mutter sieht ihr Leben seit der Heirat stagnieren und dem des Ehemannes untergeordnet.
Kiyohiro Miuras Kurzroman „Der älteste Sohn wird Mönch“ ist schnell gelesen, behandelt aber doch diverse Themen: Die Sinnsuche der Menschen in der modernen Gesellschaft; Kinder, die die nicht erfüllten Lebensträume der Eltern umsetzen; die Rolle der Ehefrau, die wenig Selbstverwirklichung zulässt; Eltern, die ihre Kinder loslassen müssen… Und wer sich für Zen interessiert, erhält noch eine kleine Einführung in diese buddhistische Lehre on top.
Bibliographische Angaben:
Miura, Kiyohiro: „Der älteste Sohne wird Mönch“, Theseus, Zürich/München 1990, ISBN 3-85936-042-6
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