Wer den Film "Amores Perros" von Alejandro González Iñárritu kennt und mag, der wird von den ersten Kapiteln von Seishu Hases "Tamons Geschichte" sicherlich genauso begeistert sein. Auch hier geht es um die Liebe zum Hund: Tamon ist eine Schäferhundmischung und als Ausreißer nach dem Tohoku-Beben in Japan unterwegs. Er macht bei den unterschiedlichsten Personen Halt, die in ihm einen treuen Gefährten entdecken, dem jedoch eine gewisse Getriebenheit inne wohnt.
Tamon verbleibt lange genug bei seinen Interims-Herrchen und -Frauchen, um deren Leben zu verändern, zieht aber irgendwann weiter, um bei jemand anderem Station zu machen. Es drängt ihn Richtung Süden - wen will er dort finden?
Dabei sollte man zumindest in den ersten Kapiteln nicht erwarten, dass der Plot für Zartbesaitete ist. Gegen Ende wendet sich die Handlung jedoch zur Rührseligkeit hin. Die ersten Geschichten sind jedoch turbulent, spannend und geradezu dramatisch. Insofern hat mich der Hunde-Roman nach den ganzen japanischen Katzen-Neuveröffentlichungen mega mitgerissen.
Ein bisschen schade ist es allerdings, dass die Cover-Gestaltung mehr an ein Nachschlagewerk für Jagdhunderassen erinnert als einen packenden Roman und dass noch nicht einmal der Klappentext korrekt ist. Mich hat das Buch allein wegen des drögen Titelbildes zuerst überhaupt nicht angesprochen. Der Roman überzeugt dann aber recht schnell vom Gegenteil.
Bibliographische Angaben:
Hase, Seishu: "Tamons Geschichte" (Übersetzung aus dem Japanischen: Steggewentz, Luise), Hoffmann & Campe, Hamburg 2022, ISBN 978-3-455-01401-3
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