Mieko Kawakamis "Heaven" ist die mehr als beklemmende Geschichte zweier Außenseiter, die in der Schule gemobbt, malträtiert und gequält werden. Da ist einerseits der männliche Protagonist und Ich-Erzähler, der wegen seines Schielauges anders als die anderen Schüler ist. Und da ist Kojima, die sich bewusst fürs Anderssein entscheidet.
Kojima sieht in dem Ich-Erzähler, einen Seelenverwandten, dem sie heimlich Briefe schreibt. Schließlich treffen sich die beiden und eine zarte Freundschaft beginnt, zu entstehen. Doch die Quälereien der anderen eskalieren immer weiter. Dem Protagonisten wird es peinlich, dass Kojima miterlebt, wie ihm Gewalt angetan wird. Zudem kann er es nicht ertragen, Zeuge von Kojimas Leid zu sein.
Die Situation wird immer verfahrener, als er einen seiner Peiniger namens Momose zur Rede stellt. Momose bringt das Weltbild des Protagonisten ins Wanken als er die Beliebigkeit der Wahl der Mobbing-Opfer thematisiert.
"Heaven" war für mich teilweise sehr schwer verdaulich. Zwischendurch habe ich das Buch zur Seite legen müssen, weil es schier unerträglich war, was sich die boshaften Mitschüler nun wieder ausgedacht haben. Dies dann gepaart mit einer moralischen und emotionalen Verrohung der Gleichaltrigen plus der quasi-religiösen Märtyrerattitüde Kojimas - da war "Heaven" so gar keine himmlische Lektüre, sondern ein Blick in die Hölle auf Erden.
Einen Lichtblick gab es dennoch, wenn auch auf ungewöhnliche Weise: Mutterliebe muss nicht nur von der leiblichen Mutter kommen; Blut ist nicht immer dicker als Wasser.
Bibliographische Angaben:
Kawakami, Mieko: "Heaven" (Übersetzung aus dem Japanischen: Busson, Katja), Dumont, Köln 2021, ISBN 978-3-8321-8374-5
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen