Doch „Finsternis eines Sommers“ ist alles andere als ein tragischer Liebesroman. Schonungslos reflektiert er über sie:
„Das Erstaunen über das, was eine Frau in ihrer Einsamkeit innerhalb von zehn Jahren so alles zusammenbringt, ebbte ab, und was blieb, war der Blick auf eine Ödnis ohnegleichen.“ (S. 77)
Und auch sich selbst legt der männliche Protagonist unters Mikroskop:
„Ja, ich glaube fast, dass nichts besser zu mir passt als ein nächtlicher Zug voller Abfall und Lärm. Ein jeder hat die Energie verloren, das eigene Ich zu verdecken; alle sind nackt und bloß und starren sich mit Fisch- oder Froschaugen an, ohne sich zu schämen und den Blicken auszuweichen.“ (S. 120)
„Schwatzen ist Syphilis. Auch Selbstreflexion ist Syphilis. Für mich in meiner jetzigen Situation ist Friede Syphilis.“ (S. 223)
Wie der Titel des Romans bereits impliziert, lässt man sich auf sehr finstere Lektüre mit Takeshi Kaikos Werk ein. Auch kommt er streckenweise mit einer Handlung aus, die gegen Null geht. Der Reiz geht von den (selbst-)verletzenden Psychogrammen der Protagonisten aus und insbesondere davon, dass sich die beiden Japaner größtenteils in Deutschland aufhalten.
Bibliographische Angaben:
Kaiko, Takeshi: „Finsternis eines Sommers“, Edition Q, Berlin 1993, ISBN 3-86124-228-1
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