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Montag, 23. Januar 2012

„Feuerwagen“ von Miyuki Miyabe

Knapp 400 Seiten umfasst „Feuerwagen“ von Miyuki Miyabe. Die sind auch nötig, bis Homma, ein wegen Krankheit beurlaubter Inspektor, dem Verschwinden der Verlobten eines Verwandten auf die Spur kommt. Shoko Sekine ist der Name der Vermissten, die über Nacht wie vom Erdboden verschwunden ist, kurz nachdem ihr Verlobter ihre geheim gehaltene Privatinsolvenz aufgedeckt hatte. Doch was als Suche nach Shoko beginnt, entwickelt sich plötzlich in eine ganz unvermutete Richtung: Denn Shokos Anwalt erkennt auf dem Foto der Verlobten nicht seine Klientin wieder. Doch wer ist dann die Verlobte von Hommas Verwandtem? Hat diese sich eine fremde Identität zu Eigen gemacht? So hat Homma plötzlich die Suche nach gleich zwei vermissten Personen auf dem Hals: Die nach der echten Shoko und die nach der falschen. Schritt für Schritt öffnet Homma die Türen, die ihn zur Lösung des Rätsels um die Identitäten und Vergangenheiten der beiden Frauen führen.

Doch Homma ist bei seiner Suche nicht auf sich allein gestellt. Sein Kollege Ikari, sein Haushälter Isaka und dessen Frau Hisae, ein Schulfreund der echten Shoko und nicht zu vergessen Hommas 10-jähriger Sohn Satoru stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Typisch für Miyuki Miyabe ist dabei die ausführliche Charakterisierung der Akteure inklusive Illustrierung des jeweiligen bisherigen Lebenslaufs. So wächst dem Leser das kleine, provisorische Ermittlerteam regelrecht ans Herz.

„Feuerwagen“ ist ein fesselnder Krimi mit überraschenden Wendungen, der aber auch gesellschaftliche Probleme anspricht und ausführlich thematisiert: Wie kommt es, dass so viele Menschen in die Schuldenfalle tappen und sich durch den Druck der Geldeintreiber sogar genötigt sehen, Selbstmord zu begehen oder bei Nacht und Nebel zu fliehen? Und wie hängt damit der unzureichende Datenschutz der Behörden zusammen? Wieso sind die Menschen denn überhaupt so süchtig nach Konsum? Und da wir alle dem Konsum nicht auskommen: Darf man sich dann überhaupt ein Urteil über Menschen erlauben, die sich verschuldet haben?

Miyuki Miyabes erster ins Deutsche übersetzte Roman ist damit ein Page-Turner ganz besonderer Art: Spannend bis zur allerletzten Seite und doch mit sozialkritischem Anspruch. Der Erfolg gibt der Autorin Recht – „Feuerwagen“ liegt in Japan bei einer Auflage von zwei Millionen verkauften Exemplaren.

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