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Sonntag, 13. Juli 2014

„Die drei Alten“ von Sawako Ariyoshi

Die drei Alten, das sind Matsuko, Komayo und Taki. Der Mann, der sie einst verband, ist längst tot. Takeichi Kozo war Ehemann von Matsuko, Geliebter der ehemaligen Geisha Komayo und Bruder von Taki. Zu Lebzeiten von Takeichi litt Matsuko darunter, dass sie in dessen Leben keinerlei Rolle spielte. Komayo wurde von Kozo verwöhnt, hatte jedoch gehörigen Respekt vor Taki. Nach Kriegsende starb Takeichi plötzlich und bat die drei Frauen, sich doch bitte zu vertragen.

Doch das ist einfacher gesagt als getan. Die drei Frauen richten es sich nach und nach auf Takeichis Grundstück ein, auf dem verschiedene Teehäuser stehen. Matsuko als Ehefrau ist die legitime Erbin der Immobilie. Doch Taki erhebt als Schwester des Verstorbenen ebenfalls Anspruch auf ein Wohnrecht. Insbesondere da sie Takeichi während dem Krieg zeitweilig in ihrem eigenen Haus Unterschlupf gewährte. Und Komayo scheint zunächst nur vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu suchen. Will sie doch schließlich ein Restaurant eröffnen und bald auf eigenen Füßen stehen.

Die drei alleinstehenden, in die Jahre gekommenen Damen haben es nicht sonderlich einfach miteinander und allzu bald verhehlen sie ihren Unmut gegenüber den anderen nicht mehr. Doch hatte nicht Takeichi sie gebeten, gut miteinander auszukommen? Sollten die drei Frauen sich nicht besser gegenseitig unterstützen, als die Animositäten aus der Zeit, als Takeichi noch lebte, weiter zu befeuern?

Sawako Ariyoshi erzählt in „Die drei Alten“ ohne Wertung vom Leben der drei Alten. Dennoch lässt sich aus dem Text herauslesen, dass sie mit der alternden Frauengeneration, die nach dem Krieg vor dem Nichts stand, mitfühlt. Während Takeichi sich als Initiator der zwischenmenschlichen Probleme aus dem Leben flüchtet, müssen sich die Damen aufraffen, um im Alter mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen.

Bibliographische Angaben:
Ariyoshi, Sawako: „Die drei Alten“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Wöss, Fleur), Galrev, Berlin 1989, ISBN 3-925230-05-X

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