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Montag, 28. Juli 2014

„Patriotismus“ von Yukio Mishima

In Anbetracht von Yukio Mishimas Tod durch Seppuku nach einem misslungenen (Pseudo-)Putschversuch stellen sich einem bei der Lektüre von „Patriotismus“ umso mehr die Nackenhaare auf. Denn auf gewisse Weise nimmt die Erzählung Yukio Mishimas eigenes Schicksal vorweg und sie zeichnet ein Bild vor, wie der Autor sich einen erhabenen Selbstmord aus Lauterkeit und Soldatenehre vorstellt:

Wir schreiben das Jahr 1936, mit dem „2-26-Zwischenfall“ ist ein Putschversuch von konservativen Militärs im Gange. Der Leutnant Shinji Takeyama ist nicht von der Partie – seine Kameraden hatten den verheirateten Soldaten vom Umsturz ausgeschlossen und so trifft es ihn besonders hart, dass der Befehl ergeht, gegen die Freunde militärisch vorzugehen. Shinji Takeyama ist nun zum Äußersten entschlossen – seine Treue gilt den Kameraden und der Aufrichtigkeit und daher bleibt ihm nur der Selbstmord. Seine ihm treu ergebene Ehefrau Reiko geht mit ihm in den Tod, weil sie sich dazu als Soldatenfrau verpflichtet fühlt.

Yukio Mishima zeichnet die letzten Stunden des zum Selbstmord entschlossenen Ehepaars nach. Während draußen tödliche Gefechte toben, ergeben sich Shinji und Reiko ein letztes, rauschendes Mal in den „petite mort“, um sich schließlich selbst zu richten. Insbesondere Shinjis bluttriefendes Ende wird sehr detailliert beschrieben, worauf ich dann doch lieber verzichtet hätte.

Auch die Schilderungen rund um die Shinjis „Erziehungsmaßnahmen“, Reiko den Geist einer gehorsamen Soldatenfrau einzubläuen, die ohne Weiteres ihr Leben drangibt, wirken heutzutage befremdlich bis abstoßend.

Yukio Mishima schildert in „Patriotismus“ den überästhetisierten Heldentod seines Protagonisten, der in einer Blut- und Kotzorgie mündet. Die Epauletten blinken, die Körper der makellosen Liebenden strahlen und die geistige Tadellosigkeit wird hochstilisiert. Von Yukio Mishimas Standpunkt mag das Schicksal des Paares Vorbildcharakter haben – doch wirkt seine Erzählung heutzutage eher wie eine Groteske. Gott sei Dank wie eine Groteske...

Bibliographische Angaben:
Mishima, Yukio: „Patriotismus“ (Übersetzung: Hengst, Ulla & Teichmann, Wulf), Alexander Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-923854-35-8

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