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Montag, 10. März 2014

„Glückspforte“ von Hisako Matsubara

„Wenn die grauen Nebel steigen und die Glücksgeister es für richtig befinden, die Glückspforte zu schließen, dann sei es an der Zeit, hatte der Oyabun gesagt, die Schuhe auszuziehen und sich still in eine Ecke zu verkriechen. Er meinte, es käme auf die Dauer nichts Gutes dabei heraus, wenn man sich dem Beschluss der Glücksgeister widersetze. Nur Falten im Gesicht handle man sich ein und einen Steinmagen, der nichts mehr verdauen könne.“ (S. 5)

So hat es der Oyabun, der Yakuza-Pate, Uba prophezeit. Uba hatte in jungen Jahren bereits die Chance, durch die geöffnete Glückspforte zu schreiten: Damals kehrte sie aus Europa zurück und wurde als beste japanische Europakennerin hoch gehandelt. Ein Buch über ihre Erfahrungen wurde zum Bestseller. Doch zwischenzeitlich hat das Glück Uba verlassen: Sie ist in die Jahre gekommen; in Japan tummeln sich jüngere Frauen, die sich medienwirksamer als Europaexpertinnen vermarkten. Zudem sind ihr Vater (ein ehemals einflussreicher, doch schließlich gescheiterter Politiker) als auch der Oyabun, der seine schützende Hand stets über Uba hielt, verstorben. Nun liegt Uba auf der Lauer, um die Glückspforte notfalls mit Gewalt aufzustoßen.

Sie wittert ihre Gelegenheit, als Maxill mit seiner Frau Rosalie in Tokio weilt. Maxill, ein ehemaliger Diplomat und nun in leitender Funktion bei der Deutschen Welle, verehrt alles Japanische – und somit auch die „Dame“ Uba. Der frühere Ruhm Ubas ist Maxill noch präsent und so verwundert es ihn gar nicht, dass sich Uba nach wie vor als angesehene und gefragte Publizistin ausgibt. Die Geschichte einer geschickt eingefädelten Hochstapelei nimmt so ihren Anfang.

Uba kommt nach einem nur taktischen Zögern Maxills Aufforderung nach, in Deutschland für die Deutsche Welle tätig zu werden. Sie nistet sich im Haus von Maxill und Rosalie zusammen mit ihrem räudigen Hund Piccolo ein und stört gehörig den Haus- und Ehefrieden des Paares.

Maxill ist geblendet von Ubas Lügenmärchen: Unter anderem sei sie in diplomatischer Mission in Deutschland, um einen Tenno-Besuch vorzubereiten. In dieser Funktion würde sie angeblich sogar den Bundespräsidenten konsultieren. Maxill wittert das Bundesverdienstkreuz und macht sich überall für Uba stark, um seinem Ziel näher zu kommen. Einwände und Bedenken seitens Rosalie, seiner Freunde und Mitarbeiter wischt er hinweg mit der Begründung, dass er als größter Japankenner als einziger befähigt ist, Uba die ihr angemessene Wertschätzung Teil werden zu lassen. Und Uba ihrerseits verbreitet über die japanischen Medien allerhand hochtrabenden Unsinn über ihre Aufgabe in Deutschland. Die Rechnung scheint für sie aufzugehen…

Hisako Matsubaras „Glückspforte“ ist ein kurzweiliger Roman über den schnöden Schein. So fruchtet Ubas Hochstapelstrategie vor allem bei ihrem japanischen Publikum. In Deutschland kann sie dagegen primär den von seinen eigenen Japankenntnissen geblendeten Maxill hinters Licht führen. Einige Längen hat der Roman durch die eingehenden Beschreibungen von Rosalies Alltag. „Glückspforte“ hätte vielleicht rasanter ausfallen können, wäre der Platz stattdessen für weitere Uba-Manöver genutzt worden.

Bibliographische Angaben:
Matsubara, Hisako: „Glückspforte“, Albrecht Knaus Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-8135-0563-4

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