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Samstag, 1. Juni 2013

„Drei Geishas“ von Kikou Yamata

Drei Biographien berühmter Geishas versammelt Kikou Yamata in ihrer Veröffentlichung aus dem Jahr 1953, die 1957 ins Deutsche übertragen wurde.

Da wäre einmal Okichi, die als Haushälterin und Gespielin zu Townsend Harris geschickt wurde, der 1856 in Shimoda die erste US-amerikanische Botschaft in Japan eröffnete und einen Handelsvertrag mit dem Shogun aushandeln sollte. Zwar weigerte sich die junge Schönheit zunächst, sich zu dem Fremden zu begeben, war sie doch in ihre Jugendliebe verschossen und wollte nicht als „Schaf“, das sich an Ausländer verkauft, verhöhnt werden. Doch ihr Geliebter wurde nach Edo geschickt, sie gefügig gemacht. Zwar scheint sie sich mit ihrem Leben im Haus des US-Amerikaners langsam arrangiert zu haben, dennoch litt sie unter der Diskriminierung als „Schaf“ – insbesondere als Townsend Harris das Land verließ. Wie könnte es anders sein: Okichi war im Anschluss kein angenehmes Schicksal beschieden.

O-Koi ist die zweite Geisha, die in „Drei Geishas“ porträtiert wird. Aus wirtschaftlicher Not, wurde die Sechsjährige, die damals noch Teruko hieß, 1886 zu einem Teehausbesitzer geschickt, der sie adoptierte. Doch als dessen Geschäft ruiniert war, musste sich Teruko um eine Einnahmequelle sorgen und wurde Geisha – einen Beruf, der in ihrem Milieu im Gegensatz zur restlichen Gesellschaft nicht negativ besetzt war. Als Geisha nahm sie den Namen O-Koi an und konnte alsbald ihr eigenes Teehaus eröffnen. Mit den Männern hatte sie allerdings kaum Glück. Ihre Ehe mit dem Schauspieler Ozaemon scheiterte und darüber hinaus verlor sie ihr Teehaus. Mit 24 Jahren war sie bereits wieder geschieden und versuchte sich erneut mit der Eröffnung eines Teehauses, erlag aber mehr und mehr dem Alkohol. Schließlich wurde O-Koi die Geliebte des Prinzen und Premierministers Katsura, dem sie zur Stütze während des Russisch-Japanischen-Kriegs wurde. Der Friedensvertrag von Portsmouth, der die japanische Bevölkerung aufbrachte, und Krawalle auslöste, brachte auch O-Koi in Gefahr. Eine Trennung von Katsura war unsausweichlich. 1938 ging O-Koi schließlich in ein buddhistisches Kloster.

Auch Tsumakichi, die dritte Geisha, wurde im Alter buddhistische Nonne. Doch zunächst musste die begabte Tänzerin und Geisha einen großen Schicksalsschlag hinnehmen: Von Liebeskummer geplagt verfiel ihr Adoptivvater dem Wahnsinn, köpfte die Geishas in seinem Haushalt und schlug Tsumakichi beide Arme ab. Die junge Frau überlebte und trat bald darauf als „armlose Schöne“ im Theater auf. Sie begann, mit dem Mund zu malen und konnte sich ein Einkommen abseits des Amüsiergewerbes sichern. Doch auch mit den Männern sollte sie kein Glück haben: Die Ehe mit einem Maler scheiterte und sie musste sich und ihre Kinder künftig allein durchbringen.

Kikou Yamata erzählt in einfachen Worten die Geschichten der drei Frauen, die die Schattenseiten des Geisha-Lebens aufzeigen: Oft aus ärmlichen Verhältnissen, haben sie keine andere Chance, als sich in ihr Schicksal als Maiko und Geisha zu fügen. In der Gesellschaft werden sie nicht anerkannt. Und dennoch sind es starke Frauen, die immer wieder Schicksalsschläge ertragen und ihr Leben alleine stemmen müssen. Als zusätzliche Dreingabe gelingt es Kikou Yamata, auch die geschichtlichen Hintergründe mit in die Biographien der Frauen einzubinden.

Bibliographische Angaben:
Yamata, Kikou: „Drei Geishas“ (Übersetzung: von Koskull, M.L.), Alfred Scherz Verlag, Bern 1957

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