Labels

Dienstag, 29. März 2011

„Aus dem Schattenreich“ von Hyakken Uchida

„Aus dem Schattenreich“ von Hyakken Uchida behandelt in 18 Erzählungen Grenzgänge zwischen Realität und einer Geister- bzw. Fantasiewelt. Dem Leser ist – genauso wenig wie dem männlichen Ich-Erzähler – klar, in welcher Welt sich der Protagonist gerade bewegt.

Oftmals ist der Ich-Erzähler auf einem Damm unterwegs, der in der japanischen Literatur das Reich der Toten symbolisiert. Und schon beginnt der Grenzgang. Die Stimmung der Erzählungen ist leicht bedrohlich bis unangenehm. Man möchte dem Protagonisten zurufen, vorsichtig zu sein, obwohl dieser ohnehin schon seine eigenen Bedenken äußert. Und dennoch begibt er sich in Situationen, in denen ihn eine Frau anspringt und würgt. In denen er sich ungewollt als Lehrling von unheimlichen Personen verdingt. In denen er seine Frau gezwungener Maßen einem Herzensdieb überlässt. In denen ein Bär als Jahrmarktsattraktion ein Blutbad anrichtet.

Lesenswert ist vor allem das Nachwort der Übersetzerin Lisette Gebhardt. Hier und in den Anmerkungen erfährt man einiges über den Symbolgehalt der Erzählungen, über Zauberfüchse, den Vorbehalten gegenüber Chinesen und europäischen Missionaren etc. Aber auch der Vergleich zwischen dem Autor und dem Protagonisten wird gewagt: Entspricht der Autor Hyakken Uchida dem passiven Ich-Erzähler, der nichts ablehnen kann und so in sein Unheil rutscht?

„Aus dem Schattenreich“ ist fantasievolle Literatur, die nicht unbedingt fantastisch ist, sondern eher eine bedrückende Stimmung hinterlässt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen