Insbesondere die Themen des Todes und dem Umgang mit Leichen scheinen es Sayaka Murata angetan zu haben. Aber wer „Das Seidenraupenzimmer“ gelesen hat, dem dürfte ja ohnehin bekannt sein, dass die Autorin nicht unbedingt die leckersten Dinge thematisiert. So beschreibt die Autorin in „Ein herrliches Material“ eine Welt, in der menschliche Leichen als Ressourcen für Alltagsgegenstände verwendet werden.
Ein weiteres Thema ist unter anderem die Ernährung: Extreme Ernährungsverhalten treffen in „Mein wunderbarer Esstisch“ aufeinander, während in „Die essbare Stadt“ die Pflanzen der Großstadt vertilgt werden.
Jede der Geschichten öffnet den Blick in eine irgendwie verquere Welt, die den Leser aber immer fesselt. Sei es durch Ekel, Absurdität oder Eigentümlichkeit des Protagonisten. Das Thema der Wertvorstellungen bringt die Autorin selbst plakativ zur Sprache:
„Alle reden von gesundem Menschenverstand, Instinkt, Ethik und all diesen Dingen, als wären sie in Stein gemeißelt. Aber in Wahrheit verändern sie sich ständig und das nicht erst seit gestern […].“
(S. 105)
Sayaka Muratas Werke sind immer wieder ein Highlight. Und auch wenn ich Erzählungen nicht ganz so gern mag wie Romane, ist „Zeremonie des Lebens“ ein großer Lesetipp, den man nicht verpassen sollte.
Bibliographische Angaben:
Murata, Sayaka: „Zeremonie des Lebens“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Aufbau Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-351-03931-8
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