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Donnerstag, 19. Juli 2012

„Die sinkende Sonne“ von Osamu Dazai

Die Nachkriegsjahre versprechen für eine Adelsfamilie nichts Gutes: Der Sohn Naoji ist noch nicht von der Armee zurückgekehrt und gilt als vermisst. Die verwitwete Mutter muss zusammen mit der Tochter Kazuko den angestammten Familiensitz verlassen – mangels Einkünfte wird das Haus in Tokio verkauft. Stattdessen ziehen die beiden Frauen in ein kleines, abgeschiedenes Häuschen auf der Halbinsel Izu. Die Mutter beginnt ihren Lebensmut zu verlieren und harrt primär aus, um die Rückkehr des Sohnes abzuwarten.

Doch als Naoji endlich zurückkehrt, gestaltet sich das Zusammenleben zu dritt immer schwieriger. Das Geld wird knapper und knapper. Nach dem Willen eines Onkels soll Kazuko verheiratet oder zum Arbeiten in eine andere Familie geschickt werden. Naoji treibt sich mit seinen Schriftstellerkollegen in Tokio herum und verprasst Geld beim Saufen. Schließlich steht es um die Gesundheit der Mutter immer schlechter – sie stirbt als eine der letzten noblen Aristokratinnen Japans.

Naoji führt sein Lotterleben weiter, bis er diesem endgültig ein Ende setzt. Kazuko hingegen fühlt sich zu Liebe und Revolution berufen und bricht auf in eine selbstbestimmte Zukunft fernab der Konventionen.

Naoji gebührt nicht die Hauptrolle in „Die sinkende Sonne“. Kazuko ist die zentrale Figur, die ganz auf sich allein gestellt ihren Weg in der modernen Gesellschaft sucht und hoffentlich findet. Als Vorlage diente dem Autor Osamu Dazai das Tagebuch der Adeligen Shizuko Ota, mit der er eine Affäre und die gemeinsame Tochter Haruko hatte. Damit klärt sich auch die Frage, wie der Autor heißt, von dem sich Kazuko unbedingt ein Kind wünscht...

Bibliographische Angaben:
Dazai, Osamu: „Die sinkende Sonne“, Hanser, München 1958

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