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Freitag, 30. März 2012

„Die Eiswand“ von Yasushi Inoue

Die Bergsteiger Uozu und Kosaka sind schon seit Schulzeiten ein eingeschworenes Team. Über den Jahreswechsel planen die jungen Männer ein lang ersehntes Projekt: Die Besteigung einer bestimmten Felswand im Hodaka-Gebirge. Doch kurz vor der Erreichung ihres Ziels geschieht das Unglück: Das Nylonseil reißt und Kosaka stürzt ab, in den sicheren Tod. Zurück in Tokio muss sich Uozu diversen Spekulationen stellen: War es technisch überhaupt möglich, dass das Nylonseil, das erst vor kurzem das in Japan bisher gebräuchliche Hanfseil abgelöst hat, reißen konnte? Hat Uozu vielleicht das Seil durchtrennt, um sein eigenes Leben zu retten? Haben die beiden Bergsteiger sich nicht an die korrekte Handhabung des Seils gehalten? Oder hat Kosaka das Seil in selbstmörderischer Absicht etwa selbst abgeschnitten? Da Kosaka unglücklich in die verheiratete Masako verliebt war, wäre ein Grund für einen Selbstmord gegeben gewesen.

Für Uozu führt die Behauptung, das Seil sei gerissen, zudem in beruflicher Hinsicht zu einer unangenehmen Situation: Sein Arbeitgeber ist mit der Herstellerfirma des Seils verquickt und macht Druck. Um die Zuverlässigkeit des Seils unter Beweis zu stellen, wird ausgerechnet Masakos Ehemann beauftragt, mit Kletterseilen zu experimentieren.

Yasushi Inoues „Die Eiswand“ wirkt heutzutage ein bisschen zäh, inkonsistent und vielleicht etwas konstruiert: Die Untersuchung des Seils findet privatfinanziert statt und nicht durch die Polizei, deren Aufgabe dies doch sein sollte. Kosakas Leiche muss erst aufgespürt werden, um die Bruchstelle des Seils untersuchen zu können – dabei hätte Uozu doch die andere Hälfte in seinem Besitz haben können. Und ohnehin wird permanent über das Seil philosophiert.

Gut, dass Uozus Chef Tokiwa als ein so wunderbar verschrobener Charakter dargestellt wird – dadurch hat das Lesen wenigstens doch ein bisschen Spaß gemacht. Denn ansonsten ist „Die Eiswand“ eher ein Roman, der wohl vor allem Freunde des Bergsteigens interessiert.

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