In „Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden“ finden sich Gedichte und – wie es im Klappentext so schön heißt – Traumtexte. Letzteres beschreibt den schmalen Band von etwas mehr als hundert Seiten sehr gut, erschließt sich doch die Bedeutung nur bedingt. „Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden“ unterliegt vielmehr einer eigenen Logik. Yoko Tawada, die Wortakrobatin in der Disziplin der Bildung von Assoziationsketten, entführt in unentdeckte Sinnwelten.
Besonders schön gelingt dies in „Die Orangerie“: Die orange Kleidung der deutschen Müllmänner erinnert die Ich-Erzählerin an ihren Urlaub in Thailand und die orange Farbe der Mönchsgewänder. Dies löst einen ungewöhnlichen Gedankengang über Müll, Schmutz und Geld aus, bis am Ende das Ziel der Orangerie erreicht ist.
Wie vom Konkursbuchverlag gewohnt, ist auch „Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden“ liebevoll gestaltet: Farbige Trennblätter mit Naturmotiven und japanische Texte machen den Band zu einem Liebhaberstück, das freilich nicht für schnelles Durchlesen geeignet ist, sondern den Leser herausfordert, sich der Logik der Autorin zu stellen.
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