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Sonntag, 5. Mai 2024

„Das Mondscheincafé“ von Mai Mochizuki

Irgendwie habe ich den Eindruck, die Neuveröffentlichungen waren vielfältiger, als das Japanese Literature Publishing Project noch aktiv war. Momentan kommen so viele Romane auf den Markt, die diesem Schema folgen: Person 1 kommt in ein Café/Restaurant bzw. eine Buchhandlung und bekommt dort auf mystische Weise Tipps für den künftigen Lebenswandel. Person 2, die (optional) irgendwie mit Person 1 bekannt ist, wird ebenfalls mit lohnenswerten Lebenstipps versorgt. Dann taucht Person 3 auf… und so weiter… und so fort. Der Erfolg scheint diesen Büchern (momentan noch) recht zu geben.

Mai Mochizukis Variante dieses derzeitigen Erfolgsrezepts: In Kioto erscheint zu Vollmondnächten das Mondscheincafé, das von Katzen betrieben wird. Serviert wird nicht nach Wunsch, auf den Tisch kommt eine Spezialität, die eigens für jeden Gast kredenzt wird. 

Zudem werden die Gäste in das westliche Horoskop eingeweiht. Aus ihrem persönlichen Horoskop können sie im Anschluss ablesen, auf welche Stolpersteine sie künftig achten müssen, um ihr Leben glücklicher zu gestalten. So geschieht es z.B. der einstmals erfolgreichen Drehbuchautorin, deren Werke plötzlich so gar nicht mehr gefragt sind. Oder auch der jungen Schauspielerin, deren Karriere nach einer Affäre mit einem verheirateten Mann ins Straucheln geraten ist.

Alles in allem harmlose, nette Unterhaltung, die sich schnell wegkonsumieren lässt. Manchmal hat man ja den Bedarf nach simplem Entertainment. Allerdings hätte man die Stimmung im Mondscheincafé sicher atmosphärischer gestalten können und den Katzen untereinander noch mehr Wortgefechte zustehen können. Die Details zu den Horoskopen waren auch nicht meins – aber da tickt natürlich jeder anders.

Bibliographische Angaben:
Mochizuki, Mai: „Das Mondscheincafé“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Mangold, Sabine & Luginbühl, Yukiko), DTV, München 2024, ISBN 978-3-423-35227-7

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