Ein
allwissender Erzähler lässt den Leser in Seishi Yokomizos "Die
rätselhaften Honjin-Morde" an einem äußerst rätselhaften Verbrechen
teilhaben: In der Hochzeitsnacht werden der wohlhabende Kenzo Ichiyanagi
und seine Braut Katsuko in einem Nebenhaus ermordet. Wilde Koto-Klänge
erschallen aus dem Gebäude, aber als die Angehörigen zu Hilfe eilen,
finden sie es von innen verschlossen vor. Die Tatwaffe wird jedoch im
Garten aufgefunden.
Die Polizei stellt Ermittlungen an, steht aber vor einem gewaltigen Rätsel. Der Onkel der getöteten Katsuko ruft einen
befreundeten Ermittler hinzu. Es ist der schmuddelige und stotternde
Kosuke Kindaichi, der wohl kaum ernst genommen würde, trüge er nicht ein
gewichtiges Empfehlungsschreiben bei sich. Der Schein trügt: Kosuke
kombiniert haarscharf und löst den Fall, an dem die Polizei gescheitert
wäre.
Der Leser begleitet Kosuke bei seinen Ermittlungen, jedoch
bedarf es einer Auflösung seitens des auktorialen Erzählers. Seishi Yokomizo legt für die Leserschaft
falsche Fährten. Die Auflösung ist sehr überraschend.
Kosuke
Kindaichi wirkt etwas wie ein junger Columbo. Die Figur scheint in
zahlreichen weiteren Werken Seishi Yokomizos den Protagonisten zu stellen.
Im Englischen ist bereits "Death on Gukomon Island" verfügbar: Hier
versucht Kosuke Kindaichi die Stiefschwestern eines verstorbenen
Freundes vor dem grausamen Schicksal zu schützen, das ihnen prophezeit
wurde. Spannend, ob wir ins bald auch auf eine deutsche Version freuen
dürfen.
Bibliographische Angaben:
Yokomizo, Seishi: "Die
rätselhaften Honjin-Morde" (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe,
Ursula), Blumenbar, Berlin 2022, ISBN 978-3-351-05109-9
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