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Samstag, 23. Februar 2019

„Die zehn Lieben des Nishino“ von Hiromi Kawakami

Anders als in den bisher auf Deutsch erschienenen Hiromi Kawakami-Romanen wechselt in „Die zehn Lieben des Nishino“ mit jedem Kapitel die Erzählperspektive. So wird die Handlung aus der Sicht von zehn verschiedenen Frauen geschildert, die sich untereinander manchmal sogar kennen und auf einander eifersüchtig sind. Sie alle eint, dass sie Nishino verfallen sind. Denn Nishino scheint der perfekte Liebhaber zu sein. Vielleicht ist er sogar zu perfekt – denn er wird meist bald schon wieder von seinen Geliebten verlassen.

Der Leser lernt mit jedem Kapitel Frauen in einer anderen Lebensphase kennen: Die Schülerin und die Studentin, die Jobberin und die Karrierefrau, die verheiratete Frau mit Kind und die Frau, die ihre Blüte schon etwas hinter sich hat.

Da Nishino selbst irgendwie blass und nicht greifbar auf mich gewirkt hat, lag der Reiz von „Die zehn Lieben des Nishino“ für mich eher in diesen wie Kurzgeschichten zusammen gewürfelten Frauenleben. Leider hat mich die Figur des Nishino nämlich so gar nicht überzeugt. Warum er jede Frau haben kann, ist mir bis zum Schluss nicht aufgegangen. Manchmal wirkt er mehr wie ein geschlagenes Hündchen, das die Frauen streicheln mögen, als ein großer Don Juan.

Insbesondere die Geschichten von Nishinos erster und letzter Liebe haben mich von der Skurrilität glatt ein bisschen an Yoko Ogawa erinnert. Insofern ist „Die zehn Lieben des Nishino“ sicherlich vielfältiger als die bisherigen Romane der Autorin in deutscher Übersetzung. Aber leider fehlen durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven die schrulligen Charaktere, die einem ans Herz wachsen, die man sonst in Hiromi Kawakamis Romanen kennenlernen darf.

Bibliographische Angaben:
Kawakami, Hiromi: „Die zehn Lieben des Nishino“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula & Nakayama-Ziegler, Kimiko), Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-26169-3 

1 Kommentar:

  1. Mir ging es genau so...kein Buch, dass mir in Erinnerung bleibt. War enttäuscht, dass alles sehr vage bleibt. Und warum die Frauen sich überhaupt auf ihn einlassen, habe ich ebenfalls nicht nachvollziehen können.

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