Ein Porträtmaler wird überraschend von seiner Ehefrau verlassen. Nachdem er erst ziellos durch Japan gefahren ist, überlässt ihm ein Studienfreund das Haus seines Vaters in den Bergen bei Odawara. Dieser Vater, der ein berühmter Maler war, vegetiert derzeit in einem Pflegeheim. Nun ist der Porträtmaler einerseits der Housesitter, andererseits kann er das Atelier nutzen, um sich ganz der Malerei zu widmen. Doch die Leinwand bleibt zunächst leer - dem Maler fehlt die richtige Inspiration.
Schließlich lässt der mysteriöse Millionär Menshiki, der auf der anderen Seite des Tals lebt, ein Porträt anfragen. Eigentlich wollte der Maler der Porträtmalerei abschwören und sich einen neuen künstlerischen Ausdruck erarbeiten, aber Menshikis Angebot ist zu lukrativ, um es auszuschlagen.
Zwischenzeitlich entdeckt der Maler auf dem Dachboden des Hauses ein verstecktes Gemälde des früheren Bewohners. Das Sujet zieht ihn absolut in den Bann: Es stellt die Ermordung des Commendatore aus der Oper Don Giovanni dar. Jedoch werden die Personen in die Atsuka-Zeit versetzt und eine der dargestellten Figuren wirkt wie fehl am Platz: Ein langgesichtiger Beobachter guckt aus einer Luke im Boden und gehört sicherlich nicht zu den Akteuren im Don Giovanni.
Eines Nachts beginnen unheimliche Dinge vor dem Haus. Glöckchen bimmeln den Protagonisten aus dem Schlaf. Als er sich auf die Suche nach der Ursache macht, glaubt er, das Geräusch müsse aus einer verschlossenen Grube bei einem Schrein kommen. Als er Menshiki zu Rate zieht, beschließen die beiden, dass sie die Grube öffnen, um nachzusehen. Damit nehmen wunderliche Begebenheiten ihren Lauf.
Wer andere Haruki Murakami-Bücher gelesen hat, der findet in "Die Ermordung des Commendatore" diverse Ähnlichkeiten mit früheren Werken. Da ist ein eher durchschnittlicher Mann, der von seiner Frau verlassen wird. Da ist eine mysteriöse Grube, die an einen Brunnen erinnert. Da kommt ein junges Mädchen ins Spiel, das in Gefahr zu schweben scheint. Ein anderer Mann hortet die Kleidung seiner verstorbenen Geliebten. Alltagshandlungen nehmen großen Raum ein. Schließlich muss der Protagonist eine dubiose Unterwelt durchwandern. Insofern liefert "Die Ermordung des Commendatore" nicht wirklich neuen Stoff, sondern setzt auf Altbewährtes und ist daher leider auch recht erwartbar.
Mich hat der Roman leider nicht so ganz überzeugt. Einerseits war er in meinen Augen so wenig überraschend. Andererseits fand ich das Ende auch nicht sehr geglückt. Für mich als alte Zitatesammlerin von Haruki Murakami-Weisheiten hat vor allem der erste Band wenig geboten. Und so ganz mag ich Haruki Murakami auch nicht seinen Protagonisten abnehmen, der ja Kunst studiert haben soll. Sonst neigt der Autor ja gerne zum Fachsimpeln, aber was zum Thema Kunst kommt, ist dagegen eher simpel.
Bibliographische Angaben:
Murakami, Haruki: "Die Ermordung des Commendatore Band 1: Eine Idee erscheint" (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Dumont, Köln 2018, ISBN 978-3-8321-9891-6
Murakami, Haruki: "Die Ermordung des Commendatore Band 2: Eine Metapher wandelt sich" (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), Dumont, Köln 2018, ISBN 978-3-8321-9892-3
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