Masanori Nakamuras „Operation Heimkehr“ ist ein recht ungewöhnlicher Roman für einen japanischen Autor: Die Handlung spielt sich in Deutschland ab, kein einziger Charakter ist von japanischer Nationalität und wären da nicht zwei Passagen, die auf Kirschblüten bzw. Karpfenhaut verweisen würden, hätte man nicht einmal das leiseste Indiz dafür, dass es sich bei dem Autor um einen Japaner handelt.
Der mit dem Naoki-Preis ausgezeichnete Roman „Operation Heimkehr“ ist ein Polit-Thriller, der in den 80er Jahren und damit im Kalten Krieg angesiedelt ist. An der Grenze von West- und Ostdeutschland treffen die Staaten der Nato und des Warschauer Pakts aufeinander. Genau in dieser mehr als sensiblen Grenzzone wächst sich die nächtliche Irrfahrt eines westdeutschen Studenten zu einem Zwischenfall aus: Hans Joachim Hirschmeier nimmt eine falsche Kurve auf westdeutschem Gebiet und stoppt seinen Porsche erst knapp vor einem Grenzturm der DDR. Als ein ostdeutscher Grenzsoldat auf den Porsche feuert, schießt Hirschmeier mit einem Jagdgewehr in die Dunkelheit zurück. Ein Schuss, der verheerende Folgen zu haben scheint: Der Grenzturm explodiert regelrecht; einige Grenzsoldaten kommen zu Tode.
Auf ostdeutscher Seite nutzt ein Oberleutnant die Verwirrung vor Ort, um auf westdeutsches Gebiet zu gelangen. Er hat einen geheimen Auftrag, den er keinesfalls von dem Unglück im Grenzgebiet gefährden lassen kann. Doch natürlich ruft die Explosion noch weitere Geheimnisträger auf den Plan: Der BND beginnt zu ermitteln, das US-Generalkonsulat in Hamburg ist alarmiert und auch die Engländer stellen ihre Vermutungen an. Als ein öffentliches Statement der DDR-Regierung wegen der Grenzverletzung durch den westdeutschen Studenten ausbleibt, verdichtet sich das Misstrauen gegen den Osten. Gehen an der Grenze derzeit ungewöhnliche Dinge vor sich? Steht etwa sogar ein Angriff des Warschauer Paktes direkt bevor?
Die erste Hälfte von Masanori Nakamuras „Operation Heimkehr“ liest sich flüssig und spannend. Aus verschiedensten Blickwinkeln wird die Geschichte erzählt; der Leser kann mitfiebern und sich seinen eigenen Reim auf die Geschehnisse machen. Doch leider zeigt sich nur allzu bald, dass die Handlung sehr oft auf Zufälligkeiten beruht, was immer negativer aufstößt. Auch der große, finale Showdown löst sich meiner Meinung zu schnell, fast schon abrupt auf. Hier hätte man den Spannungsbogen durchaus länger ziehen können.
Trotz alledem: „Operation Heimkehr“ ist ein sehr außergewöhnlicher, japanischer Roman, der sicherlich enorm viel Recherchearbeit des mehrere Jahre in Deutschland lebenden Autors Masanori Nakamura erfordert hat.
Bibliographische Angaben:
Nakamura, Masanori: „Operation Heimkehr“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Hirner, Andrea), Droemer Knaur, München 1982, ISBN 3-426-19056-7
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