Labels

Montag, 1. Oktober 2018

"Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" von Genki Kawamura

Der namenlose Ich-Erzähler in Genki Kawamuras "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Ihm wird ein Gehirntumor im Endstadium attestiert. Ihm bleibt ihm günstigsten Fall ein halbes Jahr zu leben. Im ungünstigsten Fall nur noch wenige Tage.

Viel Zeit hat er allerdings auch nicht, diese Schocknachricht zu verarbeiten, da ihm urplötzlich der Teufel erscheint. Der schlägt ihm einen ungewöhnlichen Pakt vor: Jeden Tag soll etwas von der Erde verschwinden, was der Teufel auswählt. Und mit jedem verschwundenen Gegenstand wir dem Todgeweihten ein weiterer Tag zu leben gewährt - andernfalls wird er am nächsten Tag das Zeitliche segnen.

Der Deal klingt zunächst ausgezeichnet. Die Welt steckt doch schließlich voll nutzlosem Plunder. Zuerst sollen auf Geheiß des Teufels die Telefone von der Welt verschwinden. Was zuerst gar nicht so dramatisch klingt, versetzt den Ich-Erzähler dann doch in eine kleine Panik - ein letztes Mal will er dann doch noch seine Ex-Freundin kontaktieren und sich für den nächsten Tag verabreden. Was sich der Teufel für den nächsten Tag wohl ausdenkt?

"Wenn alles Katzen von der Welt verschwänden" ist ein kleines Buch voll kleiner Weisheiten. Der Teufel lacht den Ich-Erzähler aus, als er eine Liste mit den Dingen schreibt, die er gerne mal machen würde und darauf einen Fallschirmsprung setzt. Erst durch den Pakt mit dem Teufel kommt die Erkenntnis, was wirklich wichtig ist und welches Projekt der Ich-Erzähler wirklich noch beenden muss.

Dank der überzeichneten Figur des Teufels rutscht der Roman auch nicht ins Kitschig-Triefende ab. So erscheint der Teufel als Gegenteil des Ich-Erzählers: Während letzterer sich ausschließlich in Schwarz-Weiß kleidet, erscheint der Teufel in grellbunten Hawaii-Hemden und bekommt den Spitznamen Aloha. Allzu menschlich wirkt er, wenn er Schokolade als viel zu köstlich empfindet, um sie verschwinden zu lassen.

Nichtsdestotrotz wird man gegen Ende des Romans nicht umhin kommen, doch noch das eine oder andere Tränchen zu vergießen. Es wird zwar nicht alles gut, aber zumindest die eine Sache, die der verstorbenen Mutter des Ich-Erzählers besonders am Herzen lag...

Bibliographische Angaben:
Kawamura, Genki: "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" (Übersetzung aus dem Japanischen: Gräfe, Ursula), C. Bertelsmann, München 2018, ISBN 978-3-570-10335-7

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen