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Montag, 8. Februar 2016

„Vom Versuch einen Glücksgott loszuwerden“ von Ko Machida

Zwei Erzählungen des Autors Ko Machida enthält die aktuelle Neuveröffentlichung vom Cass Verlag: Neben der für den Akutagawa-Preis nominierten Erzählung „Vom Versuch einen Glücksgott loszuwerden“ ist „Flussbettlibrett“ die zweite im Bunde.

Beide Erzählungen verbindet die Ähnlichkeit der Protagonisten: Jeweils ein gescheiterter Mann in mittleren Jahren wird in seinem Alltag irritiert und begibt sich gemeinsam mit einem Kumpan auf einen (Road-)Trip.

In „Vom Versuch einen Glücksgott loszuwerden“ ist es Masayuki Kusunoki, der sich drei Jahre erfolgreich mit Nichtstun und Saufen um die Ohren geschlagen hat. Seine Ehefrau hat schließlich genug von dem Suffkopf und verlässt ihn über Nacht. Da hätte Kusunoki nun endlich einen Anreiz, wieder Arbeiten zu gehen, denn er steht völlig mittellos da. Doch nein – ihn stört vielmehr die Anwesenheit einer fehlkonstruierten Glücksgott-Statue, die immer wieder umfällt, da der Schwerpunkt nicht passt. Also zieht er los, den Glücksgott zu entsorgen. Doch so recht mag das nicht glücken – die Polizei lässt ihn das Ding nicht am Wegesrand ablegen, die öffentlichen Mülltonnen sind schon voll. Da überlegt sich Kusunoki, den Glücksgott bei seinem Saufkumpan abzuladen, bei dem er doch sicherlich auch den einen oder anderen Schluck Alkohol ab bekommt. Und so tut sich eine neue 2er WG auf, der aber auch bald das Geld ausgehen wird. Um wieder flüssig zu werden, heißt es nun leider doch: Arbeit finden! Allerdings geraten die beiden dabei wiederum an recht schräge Vögel, die beim Leser für Erheiterung sorgen werden.

Ähnlich abgedreht geht es in „Flussbettlibrett“ zu: Der Ich-Erzähler und sein Kollege Goro hatten’s so schön im Nudelimbiss. Als eingespieltes Team ging alles einfach von der Hand. Bis zu dem Tag, als Hamako ebenfalls im Imbiss anfängt zu jobben. Die geizige, besserwisserische Dame bringt nichts als Chaos in den Laden. Als sie eines Tages einen Affen mit ins Lokal bringt, eskaliert die Situation – und der Ich-Erzähler muss erst mal Abtauchen. Also Goro nun mit dem Vorschlag kommt, mit einer Haushaltsauflösung und einer Urnen-Überführung etwas Geld dazu zu verdienen, geraten die beiden erst recht in ein heilloses Durcheinander.

Ko Machidas Erzählungen sind schräg, rasant, urkomisch und fast schon surreal. In der Lässigkeit, mit der die Protagonisten trotz aller Probleme in den Tag hinein leben, scheint Ko Machidas Punk-Background durchzuschimmern. Als Nebenfiguren werden Charaktere eingeführt, die noch durchgedrehter sind als die Protagonisten und so birgt jede Seite im Erzählband eine neue Überraschung.

Die beiden Erzählungen machen richtig Lust, auf mehr Lesestoff vom Autor – insbesondere auf einen längeren Roman.

Bibliographische Angaben:
Machida, Ko: „Vorm Versuch einen Glücksgott loszuwerden“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Stalph, Jürgen & Cassing, Katja), Cass, Löhne 2016, ISBN 978-3-944751-09-2

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