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Montag, 9. Februar 2015

„Shiokari Pass“ von Ayako Miura

Nobuo Nagano wächst in der Meiji-Zeit dem Glauben auf, dass seine Mutter kurz nach seiner Geburt verstorben ist. Erst nach dem Tod der traditionell eingestellten Großmutter, die den Jungen erzogen hat, wird er mit der Wahrheit konfrontiert: Die Mutter war nicht gestorben, sondern wurde von der Großmutter verstoßen, da sie dem verpönten christlichen Glauben anhing. Der Vater hatte die Mutter weiterhin im Geheimen besucht und so kehren nach dem Ableben der Großmutter nicht nur die Mutter, sondern auch eine kleine Schwester zurück.

Nobuo ist arg verstört von der neuen Situation. Warum hat ihn die Mutter verlassen? War ihr dieser christliche Gott wirklich wichtiger als er, der leibliche Sohn? Der christliche Glaube wird wie eine Mauer zwischen ihm und der Mutter stehen.

Große Teile von Ayako Miuras Roman „Shiokari Pass“, der sich fast wie ein Jugendbuch liest, sind Nobuos Kindheit und Jugend gewidmet. Während der Schulzeit findet Nobuo in Yoshikawa einen Freund fürs Leben. Später wird Nobuo wie Yoshikawa nach Hokkaido gehen. Nobuo beginnt Yoshikawas kranke Schwester Fujiko zu lieben und schwört, sie zu heiraten, sobald sie gesundet. Fujiko ist im Krankenbett zum Christentum konvertiert. Nobuo ist so fasziniert von der inneren Stärke der Kranken, dass er sich doch stärker mit dem Christentum und der Bibel befasst, obwohl er seit seiner Kindheit eine starke Abneigung gegen den christlichen Glauben entwickelt hat. Schließlich wird auch Nobuo in den Bann der Bibel gezogen und er wird zum glühenden Verfechter des Christentums. Nobuo gilt bald als mustergültiger Christ par excellence.

Bereits auf dem Cover wird auf den „erschütternden Höhepunkt am Pass“ hingewiesen. Ayako Miura erzählt mit „Shiokari Pass“ eine wahre Begebenheit nach, die [Achtung: Spoiler!] an eine Märtyrergeschichte erinnert. So ganz will einem allerdings nicht einleuchten, dass der Märtyrertod die einzige realistische Lösung gewesen sein soll. Vielmehr mag man fast unterstellen, dass dieser vielleicht bewusst gesucht wurde – und das vergällt mir das Ende des Romans.

Dank Ayako Miuras Popularität erreichte „Shiokari Pass“ hohe Auflagen, während andere christliche Literatur nur in Kleinstauflagen verlegt wurde. Zudem wurde der Roman verfilmt – wer Lust hat, der kann den Film, der erst zu Nobuos Zeit in Hokkaido einsetzt, hier auf Bibel TV in deutscher Übersetzung ansehen.

Bibliographische Angaben:
Miura, Ayako: „Shiokari Pass“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Engelmohr, Karl), VLM, Bad Liebenzell 1985, ISBN 3-88002-131-7

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