Auf „Die Insel der Freundschaft“ verschlägt es drei
Hilfsarbeiter. Da ist zunächst der Protagonist Ryosuke, der nach einem
gescheiterten Selbstmordversuch sein Leben wieder ordnen muss. Der Rumtreiber
Tachikawa hält keinen Job lange durch und hat seinen Aufenthalt auf der Insel
einer fixen Idee zu verdanken. Und dann ist da noch die tätowierte und
gepiercte Kaoru, die durch ihr krasses Aussehen ihre seelischen Verletzungen
übertünchen will.
Die Inselbewohner begegnen den drei Neuankömmlingen jedoch so gar nicht in Freundschaft. Sie werden als Sonderlinge erachtet, die so gar nicht zu dem Inselmilieu passen. So geht der Plan des Dorfvorsitzenden leider nicht auf: Er hatte sich erhofft, die drei würden frischen Wind auf die Insel bringen und einen Ausgleich zur Abwanderung darstellen. Die Gemeinschaft leidet an Überalterung und die Männer finden keine Ehefrauen. Doch Ryosuke, Tachikawa und Kaoru sind nicht die erhofften Heilsbringer. Ryosuke wirkt wie ein Depressiver, der langhaarige Tachikawa wie ein Nichtsnutz und Kaoru taugt nicht zur braven Ehefrau. Nach den Bauarbeiten, bei denen die drei eingesetzt werden, sollen sie möglichst gleich wieder verschwinden.
Doch auch Ryosuke verfolgt mit seiner Tätigkeit auf der Insel noch ein anderes Ziel: Er möchte den Freund und Geschäftspartner seines verstorbenen Vaters ausfindig machen und ihm etwas übergeben, was er ganz tief in seinem Rucksack versteckt hat. Als Ryosuke den unerfüllten Lebenstraum seines Vaters auf der Insel gar umsetzen mag, gerät er mit den Traditionen der Bevölkerung in Konflikt. Ryosuke kämpft bald gegen Windmühlen, will er doch unter keinen Umständen wie sein Vater versagen.
Durian Sukegawas „Insel der Freundschaft" reißt gleich viele Themen an: Da ist z.B. der Themenkomplex der Landflucht. Dann der Widerstreit von archaischen Traditionen mit Werten der Moderne. Das Dilemma, dem tierliebe Fleischesser ausgesetzt sind. Selbstmordgedanken, Versagensängste, unbedingtes Erfolgsstreben, Depression. Zudem kommt noch die verzwickte Familiensituation von Ryosuke dazu. Alles in allem waren mir im Roman dadurch zu viele Themenkomplexe angerissen, die nicht weiter oder nicht konsequent genug verfolgt wurden. So wird dem Leser z.B. die komplizierte Gefühlslage des Protagonisten nicht wirklich nachvollziehbar dargestellt. Am Ende bleiben jedenfalls sehr viele Fragen offen, was den Roman leider irgendwie unausgegoren wirken lässt.
Bibliographische Angaben:
Sukegawa, Durian: „Insel der Freundschaft“ (Übersetzung aus
dem Japanischen: Steggewentz, Luise), Dumont, Köln 2017, ISBN 978-3-8321-9861-9
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