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Montag, 26. September 2016

„Ein hinterlistiger Planet“ von Shinichi Hoshi

Ein verurteilter Mörder wird auf dem Mars ausgesetzt. Sein einziger Reiseproviant besteht aus einer silbernen Kugel, die per Knopfdruck Wasser zur Verfügung stellt. Doch das Gerät hat eine besonders heimtückische Krux: Per Zufallsgenerator wird entweder das Wasser ausgegeben oder ein Explosionsmechanismus aktiviert. Jeder Knopfdruck kann so den Tod des Verbrechers verursachen.

Der Mars fungiert als Strafkolonie für verurteilte Verbrecher, die in automatisierten Schnellverfahren verurteilt werden. Es finden sich auf dem Mars diverse Plätze, an denen die silbernen Versorgungskugeln ihre Besitzer in den Tod gerissen haben.

Der Protagonist trifft bei seinem ziellosen Umherstreifen auf diverse andere Delinquenten, die sein elendes Schicksal teilen. Die Angst vor dem Tod ist ebenso wie die haarfeine Grenze zum Wahnsinn allgegenwärtig, während die Verurteilten ihr Dasein auf dem Mars fristen.

Doch schließlich kommt dem Verurteilten schlagartig die Erkenntnis:

„Dieses Leben hier war genauso wie auf der Erde. Der Tod, von dem man nicht wissen konnte, wann er auftauchte. Während man jeden Tag selbst Todesursachen schuf, zog man jenen einen Augenblick immer näher heran. Die Silberkugel auf dem Mars war klein, und deshalb war sie beunruhigend. Die der Erde war riesengroß, und niemand machte sich wegen ihr Sorgen. Das war der einzige Unterschied.“ (S. 148)

Die Erzählung „Urteilsvollstreckung“ ist der längste Text in Shinichi Hoshis „Ein hinterlistiger Planet“. Zumeist finden sich Kurzgeschichten von nur wenigen Seiten Umfang in dem Band; so z.B. auch die frühen Werke „Sweet Bonny“ und „Hallo, komm raus!“. Manche der Geschichten spielen auf der Erde, manche im Weltraum und manche auf fremden Planeten. Da sind Familienväter, Erfinder, Geschäftsmänner, Pioniere, Verschwörer und Roboter, die als Protagonisten auftreten. Zumeist erhalten sie Namen wie R (= Reicher), F (= Forscher oder Fachidiot) oder N (= Normalo).

Die Handlungen nehmen meist humoreske Züge an, während die Botschaft jedoch oftmals sozialkritisch ist. Shinichi Hoshi thematisiert diverse Probleme, die auch heute noch aktuell sind: Umweltverschmutzung, Wettrüsten, Gier, Wahn, Überwachungsstaat, Bürokratie etc.

Auch wenn einige wenige Kurzgeschichten heutzutage ein bisschen angestaubt wirken, tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Shinichi Hoshi weiß sehr plastisch zu erzählen, auch wenn (oder gerade weil) die Sprache sehr einfach gehalten ist und manchmal eher an Jugendliteratur erinnert.

Bibliographische Angaben:
Hoshi, Shinichi: „Ein hinterlistiger Planet“ (Übersetzung aus dem Japanischen bzw. Englischen: Inaba, Keiko Miriam/Zidek, Hertha & Morgental, Michael), Heyne, München 1982, ISBN 3-453-30815-8

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